In Zukunft müssen Monokulturen und Pestizideinsatz auch durch steuerliche Maßnahmen und Förderpolitik verhindert werden.
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Das Waldsterben sei zurück, hieß es jüngst. Während wir unaufhaltsam ständigem Wirtschaftswachstum nachjagen und blind dafür zu sein scheinen, dass es ewiges Wachstum nicht gibt, dezimieren wir immer mehr wichtige Lebensgrundlagen. Die Honigbienen sind vom Aussterben bedroht, die Hälfte der Wildbienen und der Schmetterlinge ist schon ausgerottet, laut Schätzungen leben in Österreich um 80 Prozent weniger Insekten als vor 30 Jahren, dadurch sind auch immer mehr Vogelarten gefährdet.
Das Waldsterben der 1980er war geprägt vom Begriff des "sauren Regens". Die Österreicher hatten gerade die Schockstarre, ausgelöst durch die Ölkrise, überwunden. Diese war wohl deshalb so heftig, weil das Lieblingshobby der Österreicher gefährdet war: das Autofahren. Als Auslöser des Waldsterbens wurden hohe Schadstoffemissionen, verursacht durch Kraftfahrzeuge und Industrieanlagen, ausgemacht. Die Politik reagierte mit durchaus wirkungsvollen Maßnahmen wie bleifreiem Benzin, Kfz-Katalysatoren und Filtern in Industrieabgasanlagen. Diese Maßnahmen gegen das Waldsterben griffen.
Nun droht dem so wichtigen Ökosystem Wald eine neue Gefahr: der Klimawandel. Bis Ende des Jahrhunderts müssen wir laut Weltklimarat in Österreich mit einer durchschnittlichen Erwärmung um 3,5 bis 4,5 Grad rechnen. Höhere Temperaturen begünstigen Schädlinge wie den Borkenkäfer; importierte Schädlinge gefährden die Gesamtbestände bestimmter Baumarten; extreme Trockenheit verursacht Waldbrände; dazu kommt regional übermäßiger Wildverbiss. Extremwetterlagen könnten in Zukunft an der Existenz vieler Bauern, aber auch Waldbesitzer ernsthaft rütteln.
Die Politik betont seit Jahrzehnten die Relativität der nationalen Zuständigkeit beim Klimawandel: Ein Land allein könne das Problem nicht lösen. Das ist zwar richtig, dennoch wurde jahrzehntelang verabsäumt, Österreichs Waldbewirtschaftung und Landwirtschaft grundsätzlich so umzustellen, dass Schäden in Grenzen gehalten werden können. Nach wie vor überwiegen Monokulturen (Fichten stellen 60 Prozent der Waldfläche). Wo es Bodenverhältnisse und Höhenlage erlauben, müssen künftig ausschließlich Mischwälder gepflanzt werden. Unnötige Monokulturen sind im Rahmen der Grundsteuer und bei der Holzernte steuerlich anders zu bewerten als Mischwälder.
Eine Strukturreform in der Landwirtschaft ist gänzlich in die falsche Richtung gegangen: In den vergangenen 20 Jahren hat jeder dritte Betrieb in Österreich zugesperrt. Vorwiegend Kleinbauern wurden Opfer einer Landwirtschaftspolitik, die letztlich Großbetriebe förderte. Die erzielten Produktionszunahmen trotz verringerter landwirtschaftlicher Gesamtfläche gehen in erster Linie auf Pestizide und Monokulturen zurück. Gefördert und steuerlich bevorzugt werden sollten künftig ausschließlich Betriebe, die strengen ökologischen Kriterien und Auflagen entsprechen. Nur so lässt sich das durch Klimaerwärmung und falsche landwirtschaftliche Nutzung bedingte Wald- und Artensterben auf nationaler Ebene wenigstens deutlich abschwächen. Wenn wir nicht rasch handeln, berauben wir uns der eigenen Lebensgrundlagen.