Was ist noch langweiliger als das Fernsehprogramm von gestern? Richtig! Das Fernsehprogramm von morgen. Wenn nicht gerade, wie an diesem Sonntag, eine Wahl ansteht, könnten man meinen, das Fernsehen an sich wandert gerade vom Winterschlaf in die kollektive Frühjahrsmüdigkeit.
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Denn die Filme, die traditionell an einem Sonntagabend gespielt werden, werden auch immer älter. ATV spielte etwa die an sich großartige Komödie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall", die 1993 herauskam. Dass man danach Kubricks geniales, aber auch schon etwas angejahrtes "Eyes Wide Shut" nachschoss, machte die Sache nicht besser. Erin Brockovich mit der großartigen Julia Roberts auf Puls4 weckt bei vielen auch nur mehr Jugenderinnerungen.
Den Vogel an altem Material, das einem der Sender bietet, schießt aber regelmäßig Classica ab, der Spartenkanal, der sich der Orchestermusik und der darstellenden Kunst widmet. Beim Durchzappen fällt da etwa immer wieder die schräge Haarpracht der Musiker auf. Sieht man dann im Programm nach, bemerkt man, dass es sich dabei um Aufzeichnungen aus den 80ern handelt. Was etwa die todschicke VoKuHiLa-Matte des Bassisten erklären würde. Wem das etwas bringen soll (vor allem in Mono!), muss einem dieser an sich löbliche Sender auch erst einmal erklären. Das ist in etwa so sinnvoll wie die Aufzeichnung einer Eistanz-WM aus 1982.
Auch auf die Gefahr, dass es schön langsam zum Matra wird: Aber das heimische ServusTV mausert sich immer mehr zur ernsthaften Alternative. Wer Dokus mag, kommt daran kaum noch vorbei.