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"Wir denken nicht an Abbau"

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

Traditionsfirma Wittmann plant neues Standbein. | Export nach China soll verstärkt werden. | "Wiener Zeitung": Ihr Familienbetrieb besteht seit mehr als 100 Jahren nunmehr in vierter Generation und seit den 1950er Jahren als Polstermöbel-Manufaktur. Inwiefern trifft die Finanzkrise Ihr Unternehmen?


Heinz Hofer-Wittmann: Derzeit trifft sie uns nur im Finanzvermögen, das wir teilweise berichtigen müssen. In der Möbelindustrie haben wir aber generell bisher kaum Zurückhaltung bemerkt. Wir haben heuer alle Aufträge durchgezogen, auch von Hotels und Banken. Vielmehr beginnen eher die Privatkunden, den Kauf neuer Wohnungseinrichtungen zu verschieben.

Wer genau sind Ihre Kunden?

Neben öffentlichen Einrichtungen sind es Leute jenseits der 30 mit entsprechenden Einkommen, die bereit sind, auf ein Möbel zu sparen, um es ein Leben lang zu haben. Sie haben die Finanzkrise noch nicht gespürt, schauen auf Qualität und sie kaufen. Dasselbe tun unsere Kunden aus der Oberschicht. Manche von ihnen haben aber Geld verloren. Sie halten sich möglicherweise zurück.

Was beschäftigt Ihre Kollegen aus der Branche?

Die Sparte Büromöbel verzeichnet ein mengenmäßiges Wachstum, hat aber Schwierigkeiten, hohe Preise durchzusetzen. Unsere schwedische Gerberei ist uns beinahe weggebrochen, weil Saab nicht mehr bestellt. In deutschen und italienischen Produktionen plant man Kurzarbeit. Wir beschäftigen dagegen 150 Leute in Etsdorf nahe Krems und denken nicht daran, abzubauen.

Was machen Sie denn so viel besser als die anderen?

Im Unterschied zu vielen italienische Firmen, deren Industrieproduktionen gewisse Losgrößen brauchen, arbeiten wir handwerklich und auftragsbezogen und haben daher eine andere Kostenstruktur. Bei 20 Mio. Euro Jahresumsatz liegt der Materialeinsatz bei 40 Prozent der Kosten, 20 Prozent machen die Löhne für die Näherinnen und Tapezierer aus und der Rest sind Vertrieb und Verwaltung.

Haben Sie Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen?

Wir hätten kein Problem, morgen einen Kredit zu bekommen. Glücklicherweise brauchen wir keinen. Wir sind konservativ veranlagt und können trotz Korrekturen im Finanzergebnis in den Betrieb investieren.

Wenn wir aber alle unsere Kredite genutzt hätten, würde es eng, denn die Zahlungsfähigkeit ist schwächer geworden. Heuer haben wir zwei bis drei Prozent Ausfälle, schöne Jahre sind bei null Prozent.

Was erwarten Sie für 2009?

Für mittelgroße Möbelhäuser im mittleren Preissegment wird es schwieriger werden. Im gehobenen Bereich erwarte ich dagegen nur ein etwas schwächeres Jahr. Auch die Diskonter werden funktionieren, weil sie auf andere Sortimente ausweichen können, wie Accessoires und Porzellan.

Planen Sie, in nächster Zeit zu expandieren?

Wir leben zu 70 Prozent vom Export und wollen künftig 10 Prozent nach China exportieren. Unsere Zielgruppe ist trotz Finanzkrise dort sehr groß. Auch kann ich mir vorstellen, ein weiteres Standbein aufzubauen. Zusammen mit einer Firma mittlerer Größe im Kasten- oder Tischebereich könnten wir unsere Marke ausbauen. Manche Firmen werden Kooperationspartner suchen und wir haben konkrete Vorstellungen.. .

.. . aber es hat noch niemand bei Ihnen angeklopft .

Nein (lacht). Aber Mitte des Jahres könnte es schon so weit sein. Am ehesten möchten wir eine Mehrheitsbeteiligung und die Integration des Vertriebs.