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Was haben El Awadalla, Irmgard Griss, Rudolf Hundstorfer, Gustav Jobstmann, Andreas Khol, Karin Kolland, Adrien Jean-Pierre Luxemburg-Wellenstein, Robert Marschall, Alois Merz, Gernot Pointner, Franz Stieger, Alexander Van der Bellen, Martin Wabl und Georg Zakrajsek gemeinsam? Den Willen, ihr eigenes Wohlergehen hintanzustellen, damit es uns allen wohlergehe. Zumindest für die nächsten sechs Jahre: Solange würden sie uns dienen und all unsere Probleme lösen. Solange würden sie als Bundespräsident mit großer Sorge unsere Sorgen ernst nehmen.
14 Personen, von denen in einigen Wochen (bei einer Stichwahl spätestens am 22. Mai) eine mehr als eine prima inter pares sein wird: Sie wird solange von ihrem Umfeld hören, wie süperb sie ist, bis sie es glaubt.
Dabei wird mehr als die Hälfte derer, die von Millionen gewählt werden wollen, an der Voraussetzung, 6.000 zur Abgabe einer Unterstützungserklärung zu bewegen, scheitern. Die tatsächliche Wahl findet also vor der eigentlichen Wahl statt. Aber ist die tatsächliche Wahl auch tatsächlich eine Wahl? Eigentlich nicht, da sie durch das Polit-System und nicht durch den Wählerwillen entschieden wird. Egal wie unabhängig die Kandidaten plötzlich sind, ohne die Partei waren (und sind) sie nichts. Ganz ehrlich, welche Namen der Wohlwollenden ohne Parteiapparat haben Sie sich gemerkt? Nur die Griss? Und vielleicht noch den Wabl, weil er schon zum dritten oder vierten Mal antritt, uns wohlzuwollen?
Aber nicht nur Kandidaten können ein Amt pervertieren. Ich finde es erschreckend, was viele - wenn überhaupt - am 24.April zu wählen vermeinen: das "höchste Amt im Staat", den "Oberbefehlshaber". Manche reden auch noch von Ernennung und Entlassung der Regierung.
Tatsächlich aber werden Träume, Wünsche und vor allem Selbstdarstellungen gewählt:
Ich bin unabhängig, daher wähle ich ...
Ich bin liberal, daher wähle ich ...
Ich bin sozial, daher wähle ich ...
Dabei vereinnahmte die Realverfassung schon längst das Amt des Bundespräsidenten für Parteiinteressen.
Wenn man Realverfassung im Online-Duden sucht, wird als Suchbegriff "Ratsverfassung" vorgeschlagen. Und tatsächlich bestimmen Räte unser Zusammenleben: Bezirksrat, Gemeiderat und Landesrat, Bundesrat und Nationalrat, Rat und Oberrat, Hofrat und Ministerialrat, Ökonomierat und Kammerrat.
Nur die Regierung, die ist bescheiden.
Die bleibt RATLOS.