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Große Lösungen sind Eyecatcher. | Österreich gilt in EU als Plakatland. | Wien. "The Size is the Message" - die Größe ist die Botschaft. So haben es die Werbegötter Holger Jung und Jean Remy von Matt in ihrer Branchenfibel "Momentum" postuliert. Natürlich kann der Kick einer aufmerksamkeitsheischenden Werbung (und welche soll das nicht sein?) in Farbe, Melodie oder Sujet liegen. Aber bei 40 Quadratmetern, die vor einem aufleuchten, wird es für den Konsumenten richtig schwierig, die Botschaft zu ignorieren.
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Werbeabteilungen wissen das. Und Megaboard Soravia weiß das auch. Die Tochter der Immobilien-Holding Soravia Group ist Marktführer bei großflächigen Plakaten in Österreich. Konkurrenten wie Gewista und Epamedia bespielen vor allem normale Plakatgrößen. Epamedia hat zwar auch das eine oder andere 40-Quadratmeter-Riesenschild am Straßenrand, doch das sind Dimensionen, bei denen die Werbe-Tochter von Soravia erst anfängt. Kein Weg zum Wiener Flughafen, ohne an den riesigen Werbetürmen vorbeizukommen. "Es gibt Studien, in denen die Probanden ein größeres Werbeformat gleichsetzen mit einer höheren Wichtigkeit des Unternehmens", erklärt Claudia Belina, Geschäftsführerin von Megaboard Soravia. Und für diese Kunden werden temporäre Flächen bespielt - die Gerüste von sich in Renovierung befindlichen Gebäuden in prominenter Lage. Bis zu 1000 Quadratmeter kann so eine Bespielung (im Fachjargon "Megaposter") ausmachen. Für diese Standortakquise wird teilweise aktiv recherchiert, wo Bauaufträge ausgeschrieben werden, teilweise treten die Hausverwaltungen auch selbst an Megaboard Soravia heran.
Nur Standorte mithoher Frequenz
20 bis 30 Gerüste hat das Unternehmen im Regelfall in petto und geht dabei nach eigenen Angaben sehr wählerisch vor: "Wir nehmen ausschließlich Standorte mit hoher Frequenz und guter Sicht."
80 Prozent der Riesenposter werden in der Bundeshauptstadt aufgespannt. Derzeit umspannt etwa eine "Kurier"-Werbung den Schwarzenbergplatz, in der Operngasse wird es bald ein überdimensionales Bild der Bekleidungsmarke Sisley geben. In Graz ist ein Gerüst gerade abgebaut worden, dafür wird das Künstlerhaus in Salzburg gerade renoviert: Ab September werben dort die Textilschweden Hennes & Mauritz. Vor allem Modeketten sowie Mobilfunker und Handyproduzenten interessieren sich laut Megaboard Soravia für die Riesenposter. "Österreich ist ein Plakat- und Außenwerbeland. Von der Quantität her sind wir hierzulande unter den Top 5 im europäischen Vergleich", erklärt Belina.
So mancher jedoch schickt bei der Vorstellung, die Wiener Staatsoper oder das Salzburger Künstlerhaus hinter schnöder Mode- oder Versicherungswerbung verschwinden zu sehen, ein Stoßgebet in Richtung Stadtbild-Erhalter.
Diese Bedenken werden durchaus ernst genommen. Für Gerüste in sensiblen Straßenzügen gibt es Auflagen für qualitative Bespielung: In einem solchen Gebiet dürfen etwa in Wien, wenn die Fassade 100 Quadratmeter ausmacht, nur 40 Prozent mit dem Werbesujet bespielt werden.
Der Werber muss dafür die restlichen 60 Prozent der Gerüst-Staubnetze ebenfalls auskleiden - und zwar mit einem so genannten Fassadenspiegel. Das ist der Snapshot in Lebensgröße des eingerüsteten Gebäudes.
Das 10-Personen-Unternehmen Megaboard Soravia gibt als Tochter der Soravia-Holding wie die Mutter keine Zahlen bekannt. Die Krise habe man schon gespürt, räumt Belina ein. Der letzte Optimismus-Index der österreichischen Werbewirtschaft geht jetzt wieder nach oben. Prognosen zufolge wird das Werbewachstum des klassischen Plakats dieses Jahr um 5,4 Prozent zunehmen. Große Lösungen werden, glaubt Belina, ebenfalls um diesen Prozentsatz wachsen. Allerdings werden die Kampagnen der Unternehmen künftig mehr auf ihre Effizienz überprüft, glaubt Belina. Außergewöhnliche Lösungen, die das Interesse des Konsumenten erregen, werden sich künftig noch mehr durchsetzen. Belina hat damit schon Erfahrung gemacht: etwa ein Flugzeug, dass aus einem Plakat herausfliegt, oder eine 11 Meter lange Hängematte, die überdimensioniert zusätzlich zum Plakat am Gerüst hängt.