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"Wir haben enormes Potenzial!"

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Industrie auf Stand der Sowjetzeit. | Experten: Einsatz erneuerbarer Energieträger möglich. | Wien. In Zentralasien sind die Spuren der Sowjetunion allgegenwärtig. Vor allem in der Schwerindustrie, aber auch im Agrarsektor scheint es höchste Zeit, eine umfassende Modernisierung einzuleiten. Internationale Organisationen sollen dabei als Investoren agieren und könnten im Gegenzug die Richtung für den Reformprozess vorgeben. Klimaschutz dürfte dabei ganz oben auf der Agenda stehen.


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"Die Industrie der zentralasiatischen Staaten ist sehr energiekonsumierend", erklärt Marianne Moscoso-Osterkorn, Direktorin der internationalen Nicht-Regierungsorganisation Reeep (renewable energy & energy efficiency partnership). "Wir versuchen nun, diesen Staaten Lösungen in Sachen Energieeffizienz und erneuerbare Energieträger näher zu bringen." Das sei, so Moscoso-Osterkorn, auch in deren eigenem Interesse.

Tatsächlich scheint sich die - unter sowjetischer Regie erfolgte - Spezialisierung der zentralasiatischen Länder auf einzelne, mitunter energieintensive Wirtschaftssektoren mittlerweile zu rächen. "Es gibt Dürren, die Waldbestände schrumpfen, und die Fruchtbarkeit des Bodens hat in den vergangenen zehn Jahren um 30 Prozent abgenommen", erklärt der usbekische Klimaexperte Yusufjan Shadimetov. Bis 2030 werde die Durchschnittstemperatur in Zentralasien um zwei bis drei Grad ansteigen. Die Wasserressourcen würden Jahr für Jahr weiter zurückgehen. Sowohl beim Bevölkerungsals auch beim Wirtschaftswachstum sei, so Shadimetov, kein Ende in Sicht. Daher werde sich der Klimawandel ungebrochen fortsetzen.

Shadimetov fordert internationale Organisationen wie die Unido (United Nations Industrial Development Organization) auf, ihre Investitionstätigkeit in der Region zu verstärken. Diese signalisiert auch bereits Interesse (siehe Interview).

Bürokratische Hürden

Dabei soll die Steigerung der Energieeffizienz aber nur ein erster Schritt sein. "Wir haben enormes Potenzial, was die Entwicklung alternativer Energiequellen angeht", meint Shadimetov. Derzeit gewinnt Usbekistan rund 60 Prozent seiner Elektrizität aus Wasserkraft, den Rest aus Öl und Gas. Laut Shadimetov seien bis dato rund fünf Millionen US-Dollar in Projekte für "saubere" Energieerzeugung investiert worden. Das sei aber noch zu wenig. Usbekistan könnte, würde mehr investiert, 20 bis 30 Prozent seiner Energieproduktion durch Windkraft oder Solarenergie ersetzen.

Hubert Fechner vom österreichischen Forschungszentrum Arsenal Research ist über mehrere Jahre hinweg als Berater zentralasiatischer Staaten in Sachen Solarenergie tätig gewesen. Der Spezialist für erneuerbare Energieträger sieht in den vielen sonnigen Tagen und der - im Vergleich mit Europa - günstigeren Sonneneinstrahlung viele Chancen im Solar-Bereich. Leider sei man mit Plänen, in Usbekistan lokale Stromversorgungsnetze - etwa in ländlichen Regionen - auf der Basis von Sonnenenergie aufzubauen, an bürokratischen und politischen Hürden gescheitert.

Gute Balance gesucht

Grundsätzlich sind die energiepolitischen Rahmenbedingungen der einzelnen zentralasiatischen Staaten durchaus unterschiedlich. Einige verfügen über Öl- und Gasvorkommen (siehe Grafik), andere sind verstärkt auf Wasserkraft angewiesen. "Erneuerbare Energieträger sind bei Ländern, die viel Öl und Gas haben, nicht so ein wichtiges Thema", meint Reeep-Chefin Moscoso-Osterkorn. Kirgisistan und Tadschikistan seien dagegen durch ihr Gletscherwasser sehr vom Klimawandel abhängig. Es sei daher notwendig, eine gute Balance zwischen Energieeffizienz und der Entwicklung erneuerbarer Energiequellen zu finden.

Kadyrjan Yusupov, Geschäftsträger Usbekistans in Österreich, ist überzeugt davon, dass die fünf zentralasiatischen Staaten in Energiefragen näher zusammenrücken sollten: "Wir müssen unsere Erfahrungen austauschen und zusammenarbeiten."

Die Global Environment Facility (GEF) unterstützt seit 1991 Entwicklungs- und Transformationsländer bei der Bewältigung von Umweltproblemen. Ausgeführt werden GEF-Projekte unter anderem von der Unido (United Nations Industrial Development Organization) .

Energieeffizienz ist großes Thema für Zentralasien