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Wir haben nichts gegen das Böse

Von Hans-Paul Nosko

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Ganz klar war es nicht, wohin die Suche nach dem "Bösen in uns" führen sollte, auf die sich der Club2 Mittwochabend begab. Da lag die Vermutung nahe, die Diskussion könnte sich bald totlaufen. Gibt es böse Menschen? Was macht uns böse? Mit diesen Fragen konfrontierte Michael Köhlmeier eine sechsköpfige Runde, darunter der Philosoph Konrad Paul Liessmann und der Salzburger Weihbischof Andreas Laun.


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Worin alle Diskutanten nach eineinhalb Stunden übereinstimmten, war die wenig überraschende Aussage von Psychiater Reinhard Haller, jeder von uns habe böse Anteile. Über die Ursache derselben gingen die Meinungen weit auseinander. Die Erbsünde, stand für Laun fest; pathologische Veränderungen im Gehirn und ansonsten die Umstände waren es für den Biologen Werner Siefer; die Überzeugung, das Gute zu tun, wie bei der Baader-Meinhof-Bande der Fall, benannte Liessmann als einen möglichen Grund. Ob es einen bösen Charakter gibt, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Nicht einmal im Fall des prominenten Mörders Jack Unterweger, um den die Diskussion sich viel zu lange drehte.

Köhlmeiers Bilanz als Moderator fiel gemischt aus. Einerseits gelang es ihm, die Anwältin Astrid Wagner und die Journalistin Doris Piringer einzubinden; vor allem Letztere wäre ohne seine Interventionen kaum zu Wort gekommen; andererseits konnte oder wollte er nicht Liessmanns überlange Ausführungen abkürzen. Treffend fiel Köhlmeiers Resümee aus: Wir haben kein Mittel gegen das Böse.

Und: Wir können den Begriff des Bösen nicht klar fassen. Voilà. Die Zuseher waren aufgerufen, ihre Schlüsse selbst zu ziehen - das allerdings hat immerhin sein Gutes.