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"Wir kommen der Nulllinie nahe"

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Hypo hofft, dass Finanzaufsicht bei verordnetem Kapitalbedarf noch einlenkt.
| 800 Jobs werden abgebaut.


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Wien. Nach Verlusten von - zusammengerechnet - mehr als drei Milliarden Euro in den Jahren 2008 bis 2010 bewegt sich die seit Ende 2009 notverstaatlichte Kärntner Hypo Alpe Adria nun beim Ergebnis im ruhigeren Fahrwasser. "Wir haben das Ziel, der Nulllinie nahezukommen, im Jahr 2011 erreicht", so der 2010 eingesetzte Hypo-Chef Gottwald Kranebitter am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Konkrete Ergebniszahlen sollen im März bekanntgegeben werden.

Der Hauptgrund für die verbesserte Situation liegt auf der Hand: Nach der massiven Bildung von Risikovorsorgen für Problemkredite in den Jahren 2009 und 2010 sei im Vorjahr der Risikoaufwand "dramatisch reduziert" worden, meint Kranebitter. "Wir haben 2011 keine neuen Leichen im Keller mehr zu bevorsorgen gehabt", so der Hypo-Chef.

Das Volumen an Problemkrediten ist mit knapp unter 10 Milliarden Euro - bei einer Bilanzsumme von etwa 36 Milliarden Euro - in etwa gleich geblieben. Verluste geschrieben haben laut Kranebitter voraussichtlich die Tochterbanken in Slowenien und in der bosnischen Föderation. Die größte Herausforderung sieht der Hypo-Chef in Kroatien, wo heuer mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um zwei Prozent gerechnet werde. Insgesamt sei es jedoch 2012 das Ziel, positiv zu bilanzieren - vor allem in den Kernmärkten.

Wie berichtet, macht die Hypo heuer nicht nur ihre Töchter in Österreich und Italien, sondern auch ihr Südosteuropa-Netzwerk fit für die Reprivatisierung. Unter anderem hat Kranebitter der Bank ein 100 Millionen Euro schweres Effizienzprogramm verordnet - wobei 80 Prozent ausgabenseitig erreicht werden sollen. Beinhaltet ist auch der Abbau von rund 10 Prozent der 8000 Hypo-Mitarbeiter. Dies sei bereits zu einem Drittel erreicht, betont der Hypo-Chef. Der Fokus liege darauf, frei werdende Stellen nicht nachzubesetzen. In Österreich werden 50 Jobs gekürzt.

Ja zu Sonderbeauftragtem

Was den zusätzlichen Kapitalbedarf anbelangt, den die Finanzmarktaufsicht der Hypo vorgeschrieben hat, hofft Kranebitter, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist: Die Bank befinde sich weiterhin in einer konstruktiven Diskussion mit der Aufsicht. Man habe neun Monate mehr Zeit bekommen, der konkrete Kapitalbedarf werde Ende 2012 berechnet. (Per Jahresende 2010 wären es 1,5 Milliarden Euro gewesen.) Kranebitter glaubt, dass die von der Aufsicht verlangte Eigenmittelquote von 12 Prozent höher als notwendig wäre. Die Hypo sei eine "Abbaubank im Staatsbesitz". Mit den jetzigen rund 10 Prozent sei man "ausreichend kapitalisiert."

Der Bankchef sprach sich am Montag übrigens für den Plan der Finanzprokuratur aus, einen Sonderbeauftragten zur Vergangenheitsaufarbeitung bei der Hypo zu installieren. Es gehe darum, ein "Bindeglied" zu schaffen, durch jemanden, der gut einschätzen könne, welche Verfahren vor Gericht Bestand hätten - und das auch dem Eigentümer (also dem Bund) "transportiere". Wie es sich für eine Aktiengesellschaft gehöre, solle der Sonderbeauftragte formell dem Vorstand unterstellt werden.

Bayern wollen Akteneinsicht

Die Aussage Kranebitters, die - teils sehr aufwendigen - Gerichtsverfahren würden noch lange Zeit in Anspruch nehmen, gilt wohl auch für die 48-Millionen-Euro-Klage der Bank gegen zwölf frühere Vorstände, Berater und Geschäftspartner. Dieses Schadenersatzverfahren wegen eines Vorzugsaktiendeals im Jahr 2004 beginnt heute, Dienstag, am Handelsgericht Wien. In der vorbereitenden Tagsatzung soll - wie die "Wiener Zeitung" erfahren hat - unter anderem erörtert werden, ob die Ex-Hypo-Mutter BayernLB Akteneinsicht erhält. Die Bayern erhoffen sich Munition für eine eigene 50-Millionen-Euro-Klage gegen die Hypo-Mitarbeiterstiftung.