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Wir kümmern uns - worum genau?

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Nun ist es offiziell: Am Mittwoch bestätigte der internationale Sportgerichtshof, dass Michel Platini Berufung gegen seine sechsjährige Sperre von allen fußballbezogenen Aktivitäten eingelegt hat. Dabei ist es menschlich völlig verständlich, dass Platini alle Mittel ausschöpfen will, um sich zu rehabilitieren, und rechtlich legitim. Und tatsächlich mutet die Begründung der Fifa-Berufungskommission, die zwar die ursprüngliche Verbannung der gefallenen Funktionärsgranden Platini und Joseph Blatter um zwei Jahre reduziert hat, weil man deren "Verdienste würdigen" müsse, aber in Wahrheit ihre Karrieren beendet hat, irrational an.

Dennoch sollte Platini die Worte von DFB-Interimschef Reinhard Rauball in Betracht ziehen. Denn während die Uefa nach wie vor keinen neuen Präsidenten will, bis die juristische Auseinandersetzung beendet ist, legte Rauball dem Franzosen als Erster öffentlich einen Abgang nahe. Zur "Sport Bild" sagte Rauball: "In Hinblick auf die EM würde es Platini gut zu Gesicht stehen, wenn er überlegt, ob er der Uefa einen Dienst erweist, wenn er auf sein Amt von sich aus verzichtet."

Eine Ansage, die sitzt - und die Probleme des europäischen Fußballs offenbart. Der hat vor nicht einmal einer Woche noch die Wahl Gianni Infantinos zum neuen Fifa-Präsidenten als großen Erfolg gefeiert. Nun steht die Uefa aber mehr oder weniger führungslos da. Kein Präsident - formal hat der bisheriger Vize Ángel María Villar die Agenden übernommen -, kein Generalsekretär. Nun muss sich auch die Uefa neu aufstellen. Schließlich schmückt sie sich mit dem Slogan "We care about football." Momentan aber kümmert sich jeder eher um die eigenen Interessen. Genau 100 Tage vor der EM ist das kein werbewirksames Signal.