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"Wir lassen uns nicht unterwerfen"

Von Arian Faal

Politik

Irans neuer Botschafter in Wien im "WZ"-Gespräch. | Wien. Ganze neun Monate wurde ein iranischer Botschafter für Österreich gesucht: Mit der Ernennung des moderaten Ökonomen Ebrahim Sheibany wurde diese Lücke gefüllt. Der Kompromisskandidat zählt sicher nicht - wie Irans Vertreter in Rom - zu den Hardlinern rund um Präsident Mahmoud Ahmadinejad.


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Das Außenministerium in Teheran sieht Wien mit Sitz der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) als Brücke zu Europa und wertet den Standort nun mit Sheibanys Berufung auf. Wirtschaftspolitisch gilt er als eine Art "Van der Bellen Irans" und soll vor allem die zuletzt merklich abgekühlten österreichisch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen, etwa im Gassektor, wieder neu zu beleben.

Zur derzeitigen schlechten Wirtschaftslage Irans trotz hoher Öl-Einnahmen entgegnet Sheibany gegenüber der "Wiener Zeitung", dass es pro Jahr ein Wirtschaftswachstum von fünf bis sieben Prozent und sinkende Arbeitslosenzahlen gebe (2004 noch 14-15 Prozent, 2007 bereits weniger als zehn Prozent). Dringenden Handlungsbedarf sieht er bei der Eindämmung der Inflation, die im März 2008 20 Prozent betrug.

Angesprochen auf den Atomstreit ist er voll auf der Linie seines Präsidenten Ahmadinejad. Der Iran habe genug vertrauensbildende Maßnahmen gesetzt, doch Vertrauensbildung heiße nicht Unterwerfung, für diese werde der Iran nicht zu Verfügung stehen. Außerdem verweist Sheibany darauf, dass Teheran der Atomenergiebehörde jede Kontrolle in den Anlagen und eine gemeinsame Urananreicherung mit ausländischen Konsortien im Iran angeboten habe.

Sheibany gilt als einer der renommiertesten Finanz- und Wirtschaftsexperten Irans. Zwischen 1994 und 2003 war er Generalsekretär der iranischen Zentralbank und danach von 2003 bis 2007 deren Gouverneur. Der 59-jährige Wirtschaftsprofessor hat in Europa und den USA studiert und exzellente Verbindungen zur Führungsriege. So konnte er sich leisten, die Wirtschaftspolitik der Regierung - etwa die jüngste Teuerungswelle in Teheran - offen zu kritisieren.