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Irans Airline-Chef Farhad Parvaresh prahlt mit Erfolg – trotz der Sanktionen.
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Wiener Zeitung: Obwohl der Iran wegen des Atomstreits international und wirtschaftlich unter enormem Druck steht, präsentiert sich die staatliche Fluglinie sehr selbstbewusst. Wie kommt das?<br style="font-style: italic;" /> Farhad Parvaresh: Wir konnten unsere Passagierbilanz der letzten Jahre trotz der Sanktionsmaschinerie des Westens kontinuierlich verbessern. Die Iran Air Gruppe mit ihren vier Hotels, zu der auch die Tochtergesellschaft Iran Air Tours gehörte, hatte 2010 9,5 Millionen Passagiere. 3,5 Millionen davon wurden von Iran Air Tours befördert.
Seit einigen Monaten ist Iran Air Tours privatisiert und ich kann Ihnen stolz berichten, dass die Iran Air seit der Ausgliederung im Jahre 2011 6,2 Millionen Passagiere beförderte. Hiervon entfallen rund 2,2 Millionen Passagiere auf internationale Flugverbindungen, der Rest sind Inlandspassagiere. Das entspricht insgesamt einem Plus von rund 2 Prozentpunkten.
Warum sollte man mit Iran Air fliegen?
Wir haben den persischen Flair, ausgezeichnetes Service und delikates Essen. Und noch etwas: Unsere staatliche Fluglinie existiert seit mehr als 50 Jahren und fliegt 33 internationale und 27 nationale Ziele an.
Ungewöhnlich ist hierbei, dass wir bei nationalen Flügen bis zu 2 Stunden 50 Minuten Flugzeit haben und bis zu 40 Grad Temperaturunterschied.
Trotz der steigenden Passagierzahlen haben Sie jedoch vor allem in Europa mit großen finanziellen Einbußen zu kämpfen.
Das stimmt allerdings. Nach der Verschärfung der Sanktionen können wir nur noch mit rund 20 unserer Flieger in die EU fliegen. Die Europäische Kommission ist der Meinung, dass etwa unsere Boeing-Flugzeuge veraltet sind und den internationalen Sicherheitskriterien nicht entsprechen. Das stimmt aber nicht. Für uns hat die Sicherheit der Passagiere größte Priorität und dafür, dass wir keine Ersatzteile und neue Flugzeuge bekommen, können wir nichts. Also bedienen wir uns der vorhandenen Ressourcen.
Die Sanktionen bekommen vor allem die Fluggäste zu spüren: Routenstreichungen, Flugstreckenzusammenlegungen, Passagiere, die für einen Fünfstundenflug plötzlich zehn Stunden brauchen.
Der internationale Druck und die ungerechtfertigten Sanktionen haben in einzelnen Fällen bilaterale Rahmenverträge verletzt. Etwa in der Schweiz, wo wir in Genf nicht mehr betankt werden, gibt es gültige Verträge. Eine Zeit lang haben wir nach der Nichtbetankung teureres Kerosin auf den Flughafen kommen lassen, um unsere Flüge durchführen zu können, es erwies sich allerdings als unrentabel. Daher haben wir unsere Schweiz-Flüge eingestellt.
Der Ärger der Passagiere ist verständlich und unser Credo lautet: Man darf keine politischen Scharmützel auf Kosten der Bevölkerung austragen.
Mit welchen Einschränkungen müssen Ihre Gäste heuer rechnen?
Die gute Nachricht ist, dass alle Auslandsflüge ab Teheran direkt und ohne Zwischenstopp durchgeführt werden. Bei den Rückflügen von dreizehn europäischen Zielen konnten wir schon einige der Zwischenstopps ausfallen lassen. Auch sind wir es gewohnt, seit 33 Jahren mit Sanktionen leben zu müssen und finden immer Lösungen für unsere Passagiere.
Welche sind das?
Nehmen wir gleich einmal Österreich als Beispiel her: Wir haben Möglichkeiten gefunden, betankt zu werden. Mittlerweile ist die Verbindung Teheran-Wien ohne Zwischenstopp möglich und davon profitieren auch unsere Passagiere. Doch das Hauptproblem ist der US-Druck auf die westlichen Ölmultis, dass sie keine Verträge mit uns abschließen, so müssen wir Alternativen wählen.
Paris und London warten weiterhin auf einen Direktflug nach Teheran.<br style="font-style: italic;" /> Wir arbeiten auch daran intensiv.
Derzeit haben Sie 52 Flugzeuge im Fuhrpark und fliegen 60 Ziele an. Planen Sie neue Flugrouten oder den Erwerb von moderneren Flugzeugen?
Wir wollen unsere Verbindungen nach China verstärken, etwa durch die Schaffung eines Fluges nach Guangzhou. Nach Shanghai fliegen Frachtmaschinen der Iran Air Cargo ohnehin schon. Zudem werden wir das Intervall unserer Route nach Bagdad verstärken und auch aus einzelnen kleineren Städten Irans direkt nach Bagdad fliegen.
Zum Fuhrpark möchte ich sagen, dass wir bemüht sind, neue Flugzeuge zu bekommen. Für alle Liebhaber der speziellen Boeing 747 SP Flugzeuge, die nur noch bei uns im Passagierbetrieb fliegen, noch eine Anmerkung: diese sind in einem sehr guten Zustand und werden doch nicht ausgemustert.
Farhad Parvaresh, 53, ist seit zweieinhalb Jahren Chef der staatlichen iranischen Fluglinie Iran Air. Zuvor war er schon zwei Jahre Vizechef des Carriers. Er arbeitet schon seit insgesamt 27 Jahren bei dem Traditionsunternehmen und hat Industriemanagement und Mechanik studiert.