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"Wir müssen es einfacher machen" - GM wieder "Heartbeat of America"?

Von Helmut Dité

Analysen

In 40 Tagen durch das Insolvenzverfahren, ein Jahr nach der Pleite wieder an die Börse. Der einstmals - und demnächst vielleicht sogar wieder - weltgrößte Automobilhersteller General Motors liefert dieser Tage eine Turnaround-Story vom Feinsten. Mit Einnahmen von bis zu 20 Milliarden Dollar könnte die Emission im Herbst zu einem der größten Börsegänge aller Zeiten werden.


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Nachdem im Juli 2009 die US-Regierung den Autobauer mit mehr als 50 Milliarden Dollar vor dem Aus gerettet hatte und Mehrheitseigner des neuen Konzerns wurde, haben - von Barack Obama persönlich entsandte - Krisenmanager aus fremden Branchen vom Verwaltungsrat aus den Autobauer neu aufgestellt. Milliarden Dollar verloren haben die Altgläubiger und alten Aktionäre, zehntausende Jobs sind ebenfalls weg.

Nach Ed Whitacre, dem 69-jährigen ehemaligen AT&T-Boss, der in Detroit keinen Stein auf dem anderen ließ, übernimmt nun der Daniel Akerson (61) das Steuer des auf vier Marken geschrumpften Konzerns - auch er aus der Telekom-Brache und ein Finanzspezialist, der eigentlich von Autos nichts versteht.

"Es ist ein guter Zeitpunkt zum Aufhören", sagte Whitacre vorige Woche, nachdem er einen Quartalsgewinn von 1,3 Milliarden Euro gemeldet hatte - den höchsten seit mehr als sechs Jahren. Auch sei es höchste Zeit, den Steuerzahlern ihr Geld zurückzugeben. Aus "Government Motors", wie GM nach dem Einstieg der amerikanischen und der kanadischen Regierung schon spöttisch von der Konkurrenz genannt wurde, soll wieder "The Heartbeat of America" werden - so der Slogan bei der Überwindung der letzten großen Krise Detroits in den 80er-Jahren, als es darum ging, die wie eine Lawine den US-Markt überschwemmende japanische Konkurrenz abzuwehren.

Von Akerson als frischgebackenem Verwaltungsratsmitglied erzählt man sich folgende Geschichte aus einem Meeting mit den GM-Spitzenmanagern: Er wollte Strategien und Pläne erläutert haben - und gab nicht nach, als ihn die Bosse damit abspeisen wollten, es sei eben alles sehr kompliziert. "Es sollte nicht kompliziert sein, wir müssen die Sache einfacher machen." Jetzt, als CEO, wünscht er sich ausdrücklich Aufseher, die auch unbequem nachfragen.

Mehr als sieben Milliarden Dollar Regierungskredite hat man in den USA bereits zurückgezahlt - dort boomt der GM-Absatz heuer wieder.

Auch die europäische Tochter Opel/Vauxhall, die im ersten Halbjahr 2010 immer noch Verluste einfuhr, will man behalten und ohne Staatshilfen sanieren. Dass aber Opel - nicht wie bei der angedachten Übernahme durch Magna - weit über den schwächelnden west europäischen Markt hinaus auftritt, das ist vorbei. Osteuropa, Russland, Asien, China - das macht alles die GM-Kernmarke Chevrolet.