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Privatfernsehen kämpft mit später Marktliberalisierung. | Niedrige Zulassungsvoraussetzungen als Vorteil. | Wien. Der ORF ist für die private Konkurrenz immer noch ein übermächtiger Gegner. Dennoch sehen österreichische Medienmacher Licht am Ende des Tunnels. "Privatfernsehen funktioniert auch in Österreich", sagt Thomas Madersbacher, Geschäftsführer des jungen Senders gotv, im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung "Anspruch und Wirklichkeit des Privatrundfunks in Österreich" am Wiener Juridicum. Trotzdem wird mit Privatfernsehen nicht so schnell Geld zu verdienen sein.
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Schwierigkeiten bereitet immer noch die späte Liberalisierung des Marktes. Privatfernsehen war lange Zeit von Seiten der Politik nicht erwünscht. Erst 2001 wurde in Österreich als weltweit letztem Land das Fernsehmonopol abgeschafft und mit dem Privatfernsehgesetz die rechtliche Grundlage für bundesweites Privatfernsehen geschaffen. Damals wie heute war beziehungsweise ist der Fernsehmarkt gesättigt.
Trotz dieser ungünstigen Marktvoraussetzungen ist 2007 mit Austria 9 ein weiterer Privatfernsehsender an den Start gegangen. Der Sender versucht, vor allem mit älteren Fernsehserien und österreichspezifischen Magazinen bei den Sehern zu punkten. Conrad Heberling, Geschäftsführer des Branchenneulings, begrüßt die im Vergleich zu Deutschland niedrigen Zulassungsvoraussetzungen durch die Behörden. "In Deutschland braucht man etwa für ein Vollprogramm teure Nachrichtensendungen." Hierzulande könnte man auch ohne Nachrichtenprogramm einen Fernsehsender betreiben.
Keine Unterstützung
Wer allerdings in Österreich gesehen werden will, muss in den Kabelnetzen eingespeist sein. Daher müssen Privatsender viel Geld zahlen, um überhaupt in die zahlenmäßig beschränkte Senderliste aufgenommen zu werden. Für Madersbacher ist das absurd: "Welche Zeitung zahlt Geld, damit sie überhaupt in der Trafik verkauft wird?"
Von der Politik erwarten sich Heberling und Madersbacher keine weitere Unterstützung. Begrüßt wird die "dürftige Medienförderung von fünf Millionen Euro". "Wir müssen eigentlich froh sein, dass wir überhaupt senden dürfen", sagt Madersbacher. "Eine Normalisierung der österreichischen Fernsehlandschaft wird aber noch Jahre dauern."
Heberling mahnt, vorsichtig mit Verboten im Rundfunkbereich umzugehen. So wäre etwa ein Verbot des Österreichfensters für deutsche Fernsehanstalten oder von Werbung für das Staatsfernsehen kontraproduktiv. Werbegelder würden dann noch mehr in den Printsektor abfließen.
Angst vor einer "Kannibalisierung" durch das Internet wie bei den Printmedien haben die Senderverantwortlichen nicht. "Fernsehen ist ein Medium zum Zurücklehnen", sagt Heberling. Das interaktive Internet sei mehr eine Ergänzung, um zusätzliche Informationen abzurufen. Handy-TV wird laut Madersbacher nach Tests mit der Mobilkom eine Randerscheinung bleiben.
Rechtsanwalt Thomas Höhne, Experte für Rundfunkrecht, hält eine Konkretisierung des öffentlich-rechtlichen Auftrages und eine Entpolitisierung des ORF für dringend notwendig. Statt des eher sinnlosen Stiftungsrates hält er eine unabhängige Kontrollinstanz für effizienter.