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Gestatten, mein Name ist Bock. Rudi Bock.
Wir kennen uns aus der Wiener U-Bahn. Ich bin das schwarze Schaf mit dem Döner. Sie wissen schon: "Alle Fahrgäste machen die U-Bahn schöner. Nur nicht Rudi, der isst Döner." Der Vers ist nicht gut, aber wäre die Ulli Sima Lyrikerin, würde sie an ihrem neuen Gedichtband arbeiten, statt Stadträtin für den öffentlichen Verkehr in Wien zu sein.
Wie mir die Kathi Katz zum ersten Mal Döner angeboten hat, hab’ ich mir gedacht: Schafeskind, ich werd’ doch nicht von Schafsgarbe auf Fleisch umsteigen. Aber schon der erste Bissen hat mich überzeugt: Döner schmeckt besser als Schafsgarbe!
Ja, sicher, ich meine, dass ich wegen meiner Essensvorlieben und der Farbe meiner Wolle ausgegrenzt werde, so, als hätte das eine mit dem anderen zu tun, ursächlich, meine ich, und das, obwohl ich einen gültigen Fahrschein habe, finde ich nicht so toll, und dass ich als anständiges Schaf für einen Menschenvergleich herangezogen werde, passt mir auch nicht. Aber was soll’s, ess’ ich meinen Döner halt nicht mehr in der U-Bahn, und wir Schafe haben uns alle wieder lieb.
Nur eines macht mich stinkig: Ist Euch Mitschafen schon aufgefallen, wie die Menschen riechen, die ja fallweise auch mit der U-Bahn fahren? Mir ist dazu der Vers eingefallen: "Schwarze Schafe stinken vielleicht nach Döner. Aber alter Schweiß riecht auch nicht schöner." Kein guter Vers? - Stimmt. Aber ich bin ja nur ein Schaf, und ein schwarzes dazu. Darauf ein kräftiges Mäh.