Wenn in drei Wochen das Schuljahr zu Ende geht, wird es wieder lachende und weinende Gesichter bei den Schülerinnen und Schülern geben. Manchen steht eine Nachprüfung bevor und das bedeutet, Lernen im Sommer. Gewusst wie, lassen sich die Ferien dennoch genießen.
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Sie können den neuesten Hit ihres Idols auswendig singen, mehrere Folgen ihrer Lieblingsserie nacherzählen und scheitern an einem vierzeiligen Vers, den sie für den Deutschunterricht lernen sollen. Eltern verzweifeln oft am mangelnden Lernwillen ihrer Kinder und wenn sich der Nachwuchs auch noch einen Nachzipf eingehandelt hat, ist der Stresspegel für alle Beteiligten hoch. Kein Grund zur Panik, meint hingegen Renate Pils. Die Diplompsychologin und Lerntrainerin arbeitet im Institut für individuelle Leistungsoptimierung, kurz "iilo" in Wien und hat sich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Das vorhin beschriebene Phänomen entlockt ihr ein Lächeln. Wenn Lernen mit positiven Emotionen besetzt ist, geht vieles leichter, meint sie. Emotionen und Gefühle hätten einen erheblichen Einfluss darauf, wie gut wir lernen - das gilt schließlich auch für Erwachsene.
Eigenverantwortung. In ihrer Tätigkeit als Lerncoach hat Renate Pils oft erfahren, wie wichtig die richtige Motivation ist. Man müsse vor allem die Einstellung zum Lernen verändern, sagt Pils. Für viele Kinder ist Lernen negativ besetzt: in die Schule muss man gehen, weil es halt so ist und was die Lehrer erzählen, empfinden Schüler oft als langweilig oder unwichtig. Kindern müsse bewusst gemacht werden, dass "sie in ihrem Gehirn der Chef sind und nicht für die Schule, für Eltern oder Lehrer lernen, sondern für sich selbst. Man muss ihnen aber auch erklären, warum sie manche Dinge lernen sollen." Und Lernen muss Spaß machen. Vom sturen Auswendiglernen hält Renate Pils nichts, aber schon gar nichts.
Leicht gesagt, doch getan? Das Zauberwort heißt Eigenverantwortung. Kinder und Jugendliche hätten noch wenig Perspektiven für die Zukunft und keine konkreten Ziele. Die Aufgabe der Erwachsenen wäre, solche Ziele gemeinsam mit dem Nachwuchs zu formulieren. Sobald es klare Vorstellungen gibt, können und sollen die Kinder auch danach handeln. Pils ist überzeugt davon, dass man auch schon den Kleineren Ziele vermitteln kann. Vom "du sollst" zum "ich will", lautet das Programm. Wichtiger seelischer Proviant auf diesem für alle Beteiligten langen und steinigen Weg ist Lob. "Kinder brauchen von ihren Eltern Liebe, Lob und Anerkennung - und nicht Vorwürfe", ist Renate Pils überzeugt. Hinter Lernproblemen stecken auch oft unerkannte Teilleistungsschwächen, die mit gezieltem Training relativ leicht in den Griff zu bekommen sind, wie sie aus ihrer Tätigkeit am Institut für individuelle Leistungsoptimierung weiß.
Schlechte Leistungen frustrieren aber nicht nur die Eltern, sondern wirken sich vor allem auch negativ auf das Selbstvertrauen der betroffenen Kinder aus. Wer keine Erfolgserlebnisse hat, wem ständig das Gefühl, versagt zu haben, vermittelt wird, verliert im Laufe der Zeit den Glauben an sich selbst. Und Angst ist ein schlechter Lehrmeister. Untersuchungen haben ergeben, dass sich Angstgefühle hemmend auf Lernprozesse auswirken. Wer schon mit dem Gefühl, "ich werde es nicht schaffen" zur Prüfung geht, wird wahrscheinlich tatsächlich scheitern.
Kräfte sammeln. Ist das Malheur dann schon passiert und eine Nachprüfung steht ins Haus, rät Renate Pils zur Besonnenheit. Wenn Eltern das Gefühl vermitteln, "wir schaffen das", sieht die Sache gleich anders aus, ist die Psychologin überzeugt. Kinder stehen unter großem emotionalem Stress, wenn sie das Schuljahr mit schlechten Noten abgeschlossen haben. In den ersten Ferienwochen ist es deshalb wichtig, dass sie sich einfach ausruhen, entspannen und die Schule hinter sich lassen können, um neue Kräfte zu sammeln. Nach etwa drei bis vier Wochen sollten Eltern und Kinder gemeinsam einen strukturierten Zeitplan erstellen. Auch hier ist Eigenverantwortung oberstes Gebot. Ob ein Kind lieber am Vormittag oder am Nachmittag lernt, ob es den Lehrstoff lieber allein zuhause, mit Freunden oder in einem Lerncamp erarbeitet, soll es selbst entscheiden können. Zwang bringt gar nichts. Renate Pils rät, den Stoff, der erarbeitet werden soll, in Etappen einzuteilen, damit Teilerfolge erzielt werden können. Sie sind wichtig für die Motivation. Den Kindern und Jugendlichen empfiehlt sie, sich bewusst über Gelungenes zu freuen und stolz auf die eigenen Leistungen zu sein. "Selbstlob stinkt ist einer der blödesten Sätze überhaupt", ärgert sich Psychologin. "Wenn ich etwas geleistet habe, kann ich mit Recht stolz auf mich sein."
Info.
Für Kinder, die im Schuljahr 2009/10 die 3. und 4. Klasse Volksschule, bzw. die 1. und 2. Klasse AHS, HS oder KMS besucht haben veranstaltet das Institut für individuelle Leistungsoptimierung heuer erstmals vom 30 August bis zum 3. September von jeweils 9 bis 14 Uhr einen Kurs zur gezielten Wiederholung des Lernstoffs des vergangenen Schuljahres. In drei Einheiten zu je 40 Minuten wird täglich gelernt, die restliche Zeit wird mit Spielen, kreativen Tätigkeiten und Bewegung gestaltet.
Kosten: 240 Euro (inkl. Mittagessen)
Ort: 1210 Wien, Brünner Straße 190/1/14
Anmeldung und Fragen: T: 0676/94 11 94 5
KONTAKT.
iilo-Lern-Coaching gibt es Wien, NÖ, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Tirol und Kärnten. Informationen unter: iilo - Institut für individuelle Leistungsoptimierung;
T: 0810 900366, info@iilo.org, www.iilo.org