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"Wir schalten nicht zurück"

Von Helmut Dité aus Deutschland

Wirtschaft

Autobauer VW fuhr aus der Krise. | Absatz bis Ende Februar 2010 um ein Viertel gestiegen. | Wolfsburg. Martin Winterkorn lächelt, obwohl das Autokrisenjahr 2009 auch auf dem Gehaltszettel des Volkswagen-Konzernchefs tiefe Spuren hinterlassen hat: Mit 6,6 Millionen Euro fiel seine Jahresgage - trotz 800.000 Euro Extraprämie für den Sieg beim Kampf um Porsche - nur halb so hoch aus wie 2008.


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Dennoch hat Winterkorn Grund zur Freude: VW hat den "Härtetest für die gesamte Automobilindustrie" besser als die meisten der Branche bestanden und in einem um insgesamt sechs Prozent geschrumpften Weltmarkt mit 6,3 Millionen Stück sogar um 1,3 Prozent mehr Autos verkauft als im bisherigen Rekordjahr 2008. "Wir haben im vergangenen Jahr ordentlich Tempo gemacht - und auch 2010 schalten wir nicht zurück, auch wenn das konjunkturelle Umfeld unsicher bleibt", sagte Winterkorn bei der Bilanzpräsentation am Donnerstag in Wolfsburg.

Seat und Bentley mit den größten Verlusten

Zwar sind das operative Ergebnis und der Nettogewinn gegenüber 2008 jeweils um gut drei Viertel geringer ausgefallen als 2008. Größte Gewinnbringer waren die Ingolstädter Konzerntochter Audi und die Finanzdienstleistungssparte, größte Verlustbringer Seat - vor allem wegen des völlig zusammengebrochenen spanischen Automarkts - und die Luxusmarke Bentley. Aber im "sehr schwierigen Wettbewerbsumfeld" stelle ein operatives Ergebnis von 1,9 Milliarden Euro - in dem 774 Millionen aus den chinesischen Joint Ventures gar nicht enthalten sind - "eine sehr gute Leistung unserer Mannschaft dar", so Finanzvorstand Dieter Pötsch.

Auch die finanzielle Basis im Automobilbereich hat sich stark verbessert, betonte Pötsch: Trotz des Abflusses von fast 4 Milliarden Euro für die Ende des Jahres erworbenen ersten 49 Prozent der Anteile am Sportwagenbauer Porsche stieg die Netto-Liquidität um rund ein Viertel auf 10,6 Milliarden Euro an.

Das Ziel von Europas größtem Autobauer, bis 2018 "ökonomisch und technologisch" weltweit an die Spitze vorzustoßen, bekräftigte Winterkorn. Man wolle schon 2010 "stärker als der Markt" wachsen - vor allem wieder in China und Südamerika, aber auch in den USA, wo VW noch "unterrepräsentiert" sei. Mittelfristig will man acht Millionen und 2018 mehr als zehn Millionen Autos pro Jahr verkaufen.

Weltmarkt wächst heuer wieder

Der Weltmarkt sollte heuer auf 53 bis 54 Millionen Stück wachsen und bis 2018 um 40 Prozent auf rund 89 Millionen Autos zulegen, erwartet Winterkorn. Er sieht seine Branche zwar noch längere Zeit "auf einer steinigen Wegstrecke", mittel- und langfristig aber sei sie eine Zukunftsbranche par excellence. Winterkorn schmunzelt wieder: Die Journalisten, die eher skeptisch nachfragten, als er vor einiger Zeit erstmals das Ziel "Weltmarktführer" formulierte, fragen jetzt, ob VW dann nicht - wie der aktuelle Branchenführer Toyota - Probleme durch zu schnelles Wachstum befürchtet. 2010 hat für VW fulminant begonnen: In den ersten beiden Monaten wurden über eine Million Autos weltweit verkauft - ein Plus von 25 Prozent. Sorgenkind Seat verkaufte gleich um ein Drittel mehr.