Europas Medien hatten es schon einmal lustiger. Was passiert, wenn eine (noch dazu mit üppiger absoluter Mehrheit ausgestattete) Regierung durchgreift, kann man gerade am Beispiel Ungarn mitverfolgen. Da wird ein Medienrat installiert, der über Radio, TV und Print wachen soll. Das alleine ist noch nicht bedenklich. Das wird es nur, wenn sich herausstellt, dass kaum eines der Mitglieder Erfahrungen in der Branche hat, dafür aber alle ein Parteibuch der Regierungspartei. Es zeugt von Selbstbewusstsein, dass man nicht einmal mehr den Anschein der Unabhängigkeit zu wahren sucht. Denn dass man eine Kontrollfunktion nur erfüllen kann, wenn man etwas von der zu kontrollierenden Sache versteht, liegt auf der Hand. Kein Wunder, dass die OSZE Alarm schlägt.
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Auch in Paris wird der Präsidentenpalast nicht müde, den Medien auszurichten, welcher leitende Journalist genehm ist. Oder welcher Eigentümer erwünscht ist - oder welcher sich erst gar nicht um Förderungen zu bemühen braucht. Von der Spezialproblematik Berlusconis in Italien erst gar nicht zu sprechen.
Die Proteste gegen Einvernahme der Medien durch die Politik sind selten und wenig nachhaltig. Das ist erstaunlich. Garantiert doch nur eine unabhängige Berichterstattung durch freie Medien ein richtiges Funktionieren der Demokratie. Auch wenn das weniger bequem ist.
Siehe auch:Totalitäres Medienrecht