Irans Chefunterhändler Araqchi will "guten Deal" und geschlossene Aufhebung der nuklearbezogenen Sanktionen.
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Wien. Im Atomstreit bleiben nur noch sechs Wochen bis zur Deadline am 30. Juni. Teherans Chefverhandler Abbas Araqchi gibt sich im Exklusivinterview mit der "Wiener Zeitung" am Freitag vorsichtig optimistisch, dass ein finaler Deal erreicht werden kann, wenn es einen "wahrhaften politischen Willen gibt". Für ihn, der die Formulierungen für einen Vertrag mit den fünf UN-Vetomächten plus Deutschland aushandelt, ist aber "nicht jeder Deal" akzeptabel. Alle würden "einen guten Deal" suchen - und der bedeute aus seiner Sicht, dass die nuklearen Rechte Irans akzeptiert und alle Sanktionen aufgehoben würden, so der Spitzendiplomat.
"Wiener Zeitung": Es bleiben etwas mehr als sechs Wochen Zeit bis zur Deadline im Atomstreit. Sie haben gesagt, dass ein Deal bis dahin möglich ist. Sind die verbleibenden Differenzen politisch, technisch oder einfach nur eine Frage des Misstrauens?Abbas Araqchi: Also die verbleibenden Punkte beinhalten beides. Sie sind technischer und politischer Natur. Und natürlich gibt es das Element des Misstrauens. Aber wir glauben, dass die Lösung der technischen Komponenten nicht schwierig sein wird, wenn es einen wahrhaften politischen Willen gibt. Wenn dies der Fall ist, dann kann der finale Deal höchstwahrscheinlich sogar noch vor der Deadline erreicht werden.
Gibt es eine Exit-Strategie, falls es bis zu der Frist keinen Deal gibt? Alle Beteiligten verneinen ja, dass es eine solche gibt...
Diplomaten sind immer optimistisch. Wir haben uns verpflichtet, in der konstruktivsten Art und Weise bis zum letzten Moment hart zu arbeiten, um es zu schaffen. Aber auch wenn ich optimistisch bin, heißt das nicht, dass jede Lösung akzeptabel ist. Alle Parteien wollen einen guten Deal, und ein guter Deal für den Iran ist dann gegeben, wenn unsere legitimen Rechte respektiert und die Sanktionen beendet werden. Wir haben aber an alle Möglichkeiten gedacht und sind dementsprechend auch auf alle Szenarien vorbereitet.
Die USA - allen voran der Kongress - haben angekündigt, nicht alle Sanktionen sofort lockern zu wollen. Dies ist aber für Sie ein No-Go. Könnte das die Verhandlungen ins Schleudern bringen?
Der Iran und die 5+1-Gruppe haben es beim Genfer Interimsabkommen klargestellt: Eine finale Lösung wird beides garantieren, die friedliche Natur des iranischen Atomprogramms und die geschlossene Aufhebung der atombezogenen Sanktionen gegen den Iran. Die Diskussionen, die jetzt seit langem im Gange sind, sind dazu da, um genau diese Ziele zu erreichen.
Wird der Oberste Führer Ali Khamenei die Hardliner in der Islamischen Republik in der heiklen Schlussphase der Verhandlungen noch einmal zurückpfeifen?
Da wir im Iran eine multipolare Gesellschaft haben, gibt es bei uns verschiedene Ansichten zu allen Themen. Wir sehen dies als Möglichkeit und Segen, da alle Stimmen gehört und berücksichtigt werden. Der Oberste Führer hat wiederholt seine Unterstützung für das Verhandlungsteam ausgesprochen. Ich bin zuversichtlich, dass, wenn ein guter Deal erreicht worden ist, dieser die Unterstützung aller sozialen Schichten im Iran erhalten wird.
Glauben Sie persönlich an ein endgültiges Abkommen bis Ende Juni?
Ich bin vorsichtig optimistisch.