Die schlechte Position des österreichischen Schulsystems im europäischen Vergleich sei das Resultat einer schlechten Sozial- und Bildungspolitik der Regierung, ist man im Vernetzungsbüro der Wiener Integrationskonferenz (WIK) überzeugt. Den Migrantenkindern den Schwarzen Peter für das schlechte Abschneiden bei PISA zuzuschieben, sei der falsche Ansatz.
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"Anstatt die wahren Hintergründe für das mangelhafte Können der Schüler zu eruieren, werden Migrantinnen und Migranten schlichtweg dafür verantwortlich gemacht und als Sündenböcke dargestellt", ärgert sich WIK-Obmann Alexis Neuberg. Dabei gebe es mindestens ebenso viele Kinder mit deutscher Muttersprache, die in der Schule Probleme haben.
Schuld daran sei vor allem der zunehmende Stress, dem insbesondere alleinerziehende Mütter ausgesetzt sind. Neuberg: "Ihnen bleibt kaum Zeit für die Betreuung ihrer Kinder nach der Schule." Abgesehen davon wären selbst zahlreiche österreichische Eltern gar nicht in der Lage, ihren Kindern bei Schulaufgaben zu helfen. "Nicht jeder Österreicher kennt sich in Chemie oder Physik aus", bringt Neuberg ein konkretes Beispiel.
Unterstützung zulassen
Die Leistungen von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache könnten durch entsprechende Förderung relativ leicht verbessert werden. Voraussetzung dafür wäre aber, dass die Bundesregierung den zahlreichen Integrationsvereinen und Initiativen jene Unterstützung böte, die sie benötigten. "In Österreich leben unzählige Akademiker und Pädagogen, die als Taxifahrer oder Putzfrau arbeiten", unterstreicht Neuberg. Diesen Pool auszuschöpfen ist eines der Ziele, die das WIK-Vernetzungsbüro, das im Oktober 2004 aus dem Integrationsfonds hervorging, verfolgt.
Es wäre alles gar nicht so schwierig, wenn die Verantwortlichen entsprechend auf die Betroffenen eingingen, ist Neuberg überzeugt. "Wir sind überhaupt nicht gegen Deutschkurse, aber es muss auch die Muttersprache der Kinder gefördert werden." Denn ein Kind, dass weder die eine noch die andere Sprache gut beherrsche, könne beispielsweise eine Mathematikaufgabe gar nicht verstehen.
Ein Punkt, der Neuberg besonders wichtig ist, betrifft den kostenlosen Zugang zu Pflichtschule und Kindergarten. Besonders die hohen Nebenkosten, die durch den Schulbesuch entstehen, gelte es abzufedern.