Prominente suchen via YouTube Obdach für Flüchtlinge.
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Wien. Am Donnerstag Nachmittag waren die Statuen vor dem Eingang der Akademie der Bildenden Künste und kurze Zeit später das Portal des Mahnmals für die österreichischen jüdischen Opfer der Shoah am Judenplatz beschmiert worden. Laut Polizei war der Täter erst vor einer Woche durch einen Hitlergruß am Ballhausplatz aufgefallen.
In der Akademie sind momentan jene Flüchtlinge untergebracht, die bis vor kurzem im Servitenkloster gewohnt haben. "Bis Montag dürfen die Flüchtlinge bleiben, sagt Rektorin Eva Blimlinger. Sie zeigt Verständnis für die Situation der "Besetzer", hält aber fest, dass es sich bei den Uni-Räumlichkeiten um "keine Wohnstätte" handelt.
Die Initiative "Faces for Refugees" versucht unterdessen Unterkünfte für die 24 Männer zu finden. Ins Leben gerufen wurde die Initiative vor einem Jahr, damals, als die Flüchtlinge aus Pakistan und Afghanistan den Marsch aus Traiskirchen nach Wien angetreten sind, um für bessere Bedingungen im Asylverfahren zu protestieren. Die Schauspielerin Cornelia Ivancan, bekannt aus der ORF-Serie "Cop Stories", bat damals einige Schauspielkollegen, für eine besondere Kampagne zu posieren. Ziel war es, die Medien auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam zu machen. 19 Kollegen stellten Name, Gesicht und Zeit zu Verfügung, darunter Schauspieler wie Ursula Strauss und Kristina Bangert sowie der Kabarettist Dirk Stermann. "Wir sind die Aufhänger, die Werbetrommel sozusagen, und die Flüchtlinge die wahre Geschichte", erzählt Schauspielerin Kristina Bangert, bekannt aus den Serien "Cop Stories" und "Schnell ermittelt".
Wohnungen gesucht
Abgelichtet vom Berliner Fotografen Jan Kopetzky blicken die 19 Männer und Frauen in schwarz-weißen, kalt wirkenden Bildern dem Betrachter auffordernd entgegen. Die Botschaft ist klar: So geht es nicht weiter. Ursprünglich wollte man ganz Wien mit der Kampagne zuplakatieren. Aus Geldmangel wurde es dann nur eine Infoscreen-Kampagne. Doch die Initiative macht weiter. Nun gilt es, Wohnungen für die 24 Männer der einstigen Votivkirchenbesetzung zu finden. Das hat oberste Priorität, sagt Laurent Ziegler, Organisator der Initiative. "Wir haben etwa die Hälfte der Flüchtlinge in Privatunterkünfte untergebracht. Die anderen zwölf wollen zusammenbleiben", erklärt Ziegler.
Mit Privatunterkünften ist gemeint, dass Privatpersonen einen Flüchtling in der Wohnung aufnehmen. Bis jetzt ist kein Domizil der prominenten Unterstützer unter diesen Privatunterkünften. Ziegler verbringt viel von seiner Freizeit mit der Wohnungssuche. Er kennt die Situation am Wiener Wohnungsmarkt und ist sich der hohen Mietpreisen bewusst.
"Den Flüchtlingen stehen etwa 120 Euro pro Monat und Person zu Verfügung", weiß Ziegler. Neben der Grundversorgung gibt es ein kleines Budget von "Faces for Refugees", lukriert aus Spendengeldern. Zu wenig, um in Wien eine passende Bleibe für die Gruppe, die zusammenbleiben will, zu finden. Die Männer wollen sich nicht trennen, sie befürchten, es werde einer von ihnen abgeschoben, wenn man sie aufteilt. Außerdem sind die Flüchtlinge politisch aktiv. "Es wäre sehr schwer zusammenzuarbeiten, wenn sie alle getrennt leben würden", sagt Bangert. Sie kennt sich mit der prekären Lage der Männer aus. Seit Jahren "nervt" sie die österreichische Asylpolitik und die öffentliche Meinung zum Thema Asyl. Briefe hat sie an das Innenministerium geschrieben. Ohne Erfolg. Mit "Faces for Refugees" wurde sie aktiver. Gemeinsam mit Ziegler sucht sie aktiv Wohnungen. "Wir haben uns am Mittwoch eine große Wohnung in Favoriten angesehen. Die Wohnung war jedoch nicht zumutbar", so Bangert. Unter anderem fehlte jegliche Heizmöglichkeit.
Um viel Aufmerksamkeit auf die Wohnungssuche zu lenken, hat "Faces for Refugees" in Zusammenarbeit mit dem "Refugee Protest Camp" ein kurzes Video gedreht. Es dauert 50 Sekunden und zeigt Schauspieler und Flüchtlinge, die abwechselnd zu Wort kommen und "fünf Grundbedürfnisse bekunden, darunter das Recht auf ein Zuhause, Familie oder Sicherheit", erzählt Bangert. Einige Erfolge zeigt der Videoclip bereits. Es wurden Kontakte zu vielen Maklern hergestellt. Ziegler und Bangert sind optimistisch. "Wir nutzen alle Kontakte und soziale Medien, um etwas zu finden", sagt Bangert.
Reportage in Planung
Die Schauspielerin ist eine der wenigen aktiven Prominenten der Kampagne. Manche Kollegen würden nicht einmal wissen, dass es die aktuelle Aktion mit der Wohnungssuche gibt. Doch Bangert will sich weiter engagieren. Die Ergebnisse der Nationalratswahlen waren für sie ein Grund, noch aktiver zu werden, um mehr mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. "Zu wenige Medien wenden sich den Problemen der Asylwerber zu", beklagt sie. Seit dem Spätsommer ist eine Reportage über die Refugees in Arbeit. "Die Lebensgeschichten von drei Personen werden stellvertretend mit Bild und Text detailliert erzählt", erklärt Ziegler. Man möchte damit zeigen, welche Probleme Asylwerber täglich bewältigen müssen.
Bangert resümiert verärgert: "Diese Menschen kommen aus den gefährlichsten Teilen der Welt, wo sie Verfolgung und Tod befürchten mussten, setzen sich gefährlichen Strecken und Wegen aus, um hierher zu kommen. Und in Österreich werden sie dann wieder mies behandelt."
Initiative "Faces for Refugees"