Nach der Freistellung von KAV-Generaldirektor Udo Janßen erhofft sich das Personal vom neuen Chef mehr Wertschätzung und bessere Kommunikationsfähigkeiten. Details zur neuen Struktur will Bürgermeister Häupl am Donnerstag präsentieren.
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Wien. Dass der ehemalige Generaldirektor des Krankenanstaltenverbunds (KAV), Udo Janßen, abgelöst wird, hat die Belegschaft im KAV schon lange gehofft. Jahrelang sind die Wogen zwischen dem Personal und Janßen hoch gegangen, gegipfelt sind sie im September in einem Ärzte-Warnstreik. Grund dafür war eine neue Dienstzeitregelung, bei der vor allem die Streichung von Nachtdiensten und die gleichzeitige Aufstockung der Tagesdienste scharf kritisiert wurde.
"Ja, wir sind erleichtert", sagt die Vorsitzende der Hauptgruppe II in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, Susanne Jonak, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Es war keine konstruktive Kommunikation mehr mit Janßen möglich." Auch seine Wertschätzung gegenüber der Belegschaft habe stark zu Wünschen übrig gelassen.
Mehrere Studienabschlüsse
2014 hatte sich Janßen in einem international ausgeschriebenen Bewerbungsverfahren gegen 61 Mitbewerber durchgesetzt. Der damals 46-Jährige konnte ein Medizinstudium, Weiterbildungen in Gynäkologie und Gerontologie, ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, ein Studium zum Wirtschaftsjuristen, einen Master in Krankheitsprävention und ein Studium der Arbeits- und Organisationspsychologie vorweisen. Ein Headhunter-Unternehmen führte die Vorgespräche. Janßen schaffte es unter die letzten drei und wurde in einer rathausinternen "Begutachtungskommission" als bestqualifizierter Bewerber an die erste Stelle gereiht.
In Insiderkreisen ist die Rede davon, dass es die ehemalige Gesundheits-Stadträtin, Sonja Wehsely (SPÖ), war, die Janßen unbedingt an der Spitze des KAV sehen wollte. Bürgermeister Michael Häupl hätte hingegen Christian Sebesta, Primar im Donauspital, bevorzugt, heißt es. Doch Wehsely setzte sich durch.
Dabei war die Reputation Janßens schon damals nicht gerade gut. "Der Ruf, grobe Defizite in der Kommunikation zu haben, ist ihm schon von Deutschland vorausgeeilt", sagt Jonak. "Wir haben damals schon gehört, dass er mit Mitarbeitern schreit, das hat sich bewahrheitet." Aber er konnte sich gut verkaufen, meint Jonak.
Neben den Umgangsformen stieß vor allem die Informationspolitik Janßens vielen sauer auf. Veränderungen beschloss er von oben herab, von einer möglichen KAV-Ausgliederung mussten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Medien erfahren. Hinzu kam eine Fülle von Plänen, deren Realisierung dem Personal völlig unklar sei, sagt der Präsident der Ärztekammer, Thomas Szekeres.
"Die Augenabteilung im Donauspital soll etwa in die Rudolfstiftung verlegt werden. In Hietzing soll hingegen eine Unfallchirurgie entstehen, wo doch das Meidlinger Spital ganz in der Nähe ist." Es sei überhaupt nicht klar, wie die Leistungen vor Ort funktionieren sollen und alles stehe und falle mit dem KH Nord, sagt Szekeres. Trotz zahlreicher Gerüchte um eine mögliche Ablöse sah sich Janßen selbst noch im Jänner fest im Direktoren-Sattel sitzen, wie er in einem Interview mit der APA kundtat.
Dass die Stadtregierung gerade jetzt den Zeitpunkt für eine Ablöse gewählt hat, lässt Raum für Spekulationen. Die einen vermuten, es könnte daran liegen, dass der Rohbericht des Rechnungshofes zum Krankenhaus Nord bald im Raum steht, der für den KAV desaströs ausfallen könnte. Andere meinen, Wehsely-Nachfolgerin Sandra Frauenberger habe sich bei Besuchen der Krankenhäuser selbst von der schlechten Stimmung ein Bild gemacht und nun die Reißleine gezogen. Zudem hätte man das Thema nicht auf der SPÖ-Klubklausur am Donnerstag und Freitag thematisieren wollen.
Was bei der Klubtagung aber jedenfalls Thema sein wird, ist die neue Struktur des KAV. Häupl kündigte am Dienstag an, man werde am Donnerstag Details dazu präsentieren. Seit Jänner liegt jene oft erwähnte Studie vor, in der verschiedene rechtliche Formen analysiert wurden. In dem Papier wird zudem erörtert, wie die Personal- und Finanzhoheit für den KAV umgesetzt werden könnte. Veröffentlicht wurde es bisher nicht.
"Vertrauen wiederherstellen"
Bis zum Sommer soll jedenfalls ein neuer Direktor den interimistischen Direktor Thomas Balázs ablösen. "Der zukünftige Generaldirektor muss das Vertrauen wiederherstellen", sagt Szekeres. "Das Wichtigste ist, dass es jemand ist, der das System kennt."
In Insiderkreisen fällt, wenn es um die Nachfolge geht, öfters der Name Christian Sebesta. Ob er noch immer Häupls Favorit ist und er sich diesmal durchsetzen kann, wird sich zeigen.