Viel schlechter als jetzt war auch der Blechsalat bisher nicht.
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Nadine Wer? Okay, mit Namen soll man bekanntlich keine Späße machen. Also bleibt’s bei einem zweiten Versuch: Nadine Wer-atschnig also. Fünfte im Canadier-Einer. Teamkollege Felix Oschmautz wurde sogar Vierter im Kajak-Einer. Trotzdem kennt diese beiden kein oder zumindest kein ihnen nicht nahestehender Mensch, und das wird wohl auch die meiste Zeit der nächsten drei Jahre so bleiben.
Dabei sind beide nur haarscharf daran vorbeigeschrammt, Medaillen "für Österreich" zu holen; so wie dies Anna Kiesenhofer im Rad-Straßenrennen, die Judoka Shamil Borchashvili und Michaela Polleres sowie Lukas Weißhaidinger im Diskuswurf und Ruderin Magdalena Lobnig getan haben.
Fünf Medaillen, das ist doch schon was, wer will da schon über die sprechen, die es nicht geschafft haben?
Österreichs Tischtennis-Veteranin Liu Jia hat da schon einen anderen Zugang: "Nur wenn jemand Vierter, Fünfter oder Sechster ist, heißt das doch nicht, dass er oder sie als Mensch schlechter ist", sagte sie dieser Tage in Tokio. Und sie hat recht. So banal die Erkenntnis sein mag, so wichtig ist sie während Olympischer Spiele.
In London 2012 und Rio 2016 hatten "wir" einen Blechsalat; viel schlechter als jetzt, da wir uns - Stand Montag - schon über fünf Medaillen freuen dürfen, waren die Leistungen damals auch wieder nicht.
Insofern ist es fast unverfroren, wenn es jetzt heißt, man müsse sich über das heimische System an Sportförderung und -infrastruktur keine Gedanken machen. Kiesenhofer hat keine Gelegenheit ausgelassen, um ihren Erfolg als das hinzustellen, was er auch war: nämlich genau ihr alleiniger Erfolg. Und auch Weißhaidinger, den Mann und Frau Österreicher so gerne als Protagonisten einer rot-weiß-roten Erfolgsgeschichte sehen würden, betonte nach seinem dritten Platz im Diskuswurf ganz klar, dass er dies nur mit Hilfe seiner Familie (die vielleicht aufgrund der Entbehrungen den größten Anteil am Erfolg hatte) sowie seines Trainers Gregor Högler geschafft hat. Nun kann man darüber streiten, dass er tatsächlich beste Bedingungen bekommen hat. Verdienst ist es dennoch nicht "unserer", sondern seiner. "Ich bin besonders stolz darauf, dass sich der Gregor und ich das alles alleine erarbeitet haben", sagte Weißhaidinger nach seinem Erfolg. Niemand wollte es so verstehen, aber man kann es durchaus auch als Kritik am Sportsystem Österreich verstehen. Tatsächlich haben zumindest alle Medaillengewinner gemeinsam, dass sie ihren Weg gewissermaßen alleine gegangen sind. Und das ist gut so. Anders geht es nämlich nicht. Auch und schon gar nicht im Erfolg.