Entscheidung über Zukunft des Wiener Flughafens bis 2008. | Flughafen AG will ausbauen - Kritiker für anderen Standort. | Wien/Schwechat. "Wir erhoffen uns ein faires Verfahren, bei dem sich die Umweltunverträglichkeit der dritten Piste herausstellt." Johanna Aschenbrenner von der Antifluglärmgemeinschaft (AFLG) spricht aus, was viele Bewohner der Gemeinden rund um den Airport Wien-Schwechat denken. Seit rund zwei Wochen prüft das Dialogforum Flughafen Wien jene Umweltverträglichkeitserklärung (UVE), die der Flughafen für die "Parallelpiste 11R/29L" vorgelegt hat, auf Übereinstimmung mit den Vereinbarungen des Mediationsverfahrens. Die Mitglieder werden ihre Stellungnahmen in der Vorprüfungsphase der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) abgeben.
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Geht es nach den Wünschen der Airport-Betreiber, soll das UVP-Ergebnis Ende 2008 vorliegen. Vermutlich im kommenden Herbst wird es im Zuge des auf zwei Jahre veranschlagten Verfahrens eine sechswöchige Frist zur öffentlichen Stellungnahme geben. Diese will die AFLG nutzen, um gegen die Errichtung der neuen Piste zu protestieren.
"Wir sind sicher keine Querulanten", betont AFLG-Obmann Emmerich Fritz. Dem Juristen geht es darum, die Interessen jener Anrainer zu wahren, die sich einst in Grünruhelagen zurückgezogen hätten und durch eine Ausweitung der Flugkorridore zum Handkuss gekommen seien. Fluglärm könne sogar gesundheitsschädlich sein: "In Enzersdorf an der Fischa etwa ist die Belastung laut einem Gutachten an der Grenze der Erträglichkeit", sagt Fritz. Dort dürfe es um kein einziges Dezibel lauter werden.
Nachtflüge werden sukzessive reduziert
Das allerdings werde sich wohl nicht vermeiden lassen, wenn die dritte Piste tatsächlich gebaut wird, fürchten die Fluglärmgegner. Denn die Argumentation sei ja, dass der Ausbau wegen des erwarteten Anstiegs an Flugbewegungen erfolge. Auch wenn die offizielle Position des Flughafens die ist, dass die Errichtung der dritten Piste auch dann nicht zwangsläufig sofort erfolgen müsse, wenn die UVP zu Gunsten der Ausbaupläne ausfalle.
Und außerdem würden in jedem Fall in den kommenden Jahren die nächtlichen Starts und Landungen (zwischen 23.30 und 5.30 Uhr) sukzessive reduziert: von derzeit 6400 pro Jahr auf rund 3000 bei Inbetriebnahme der Piste 11R/29L. Sollte die Piste nicht gebaut werden, will der Flughafen den errechneten Stand von 2010 (rund 4000 Nachtflugbewegungen) als Basis nehmen und einfrieren.
Das bedeute aber lediglich, dass es vor 23.30 Uhr und nach 5.30 Uhr lauter werde, warnt Johanna Aschenbrenner. Und erst recht mit der dritten Piste, so sie gebaut würde: "Die läge nämlich parallel zu jener, die genau auf Perchtoldsdorf, Mödling und die Wiener Bezirke Hietzing und Liesing zielt."
Dass dicht besiedeltes Gebiet überhaupt überflogen wird, stört AFLG-Obmann Fritz. Seiner Meinung nach hätte der Flughafen am jetzigen Standort nie etabliert werden dürfen. Und eigentlich müsste nicht nur die dritte Piste als Teilstück, sondern der gesamte Flughafenkomplex einer UVP unterzogen werden: "Viele Großstädte haben ihre Airports verlegt, um die Bevölkerung zu entlasten - nur Wien ist anders", so Fritz. Im Waldviertel etwa gäbe es genug Platz für einen Flughafen, "der dann nicht ein Viertel der österreichischen Gesamtbevölkerung belasten würde. Aber man müsste ihn eben ordentlich an den öffentlichen Verkehr anbinden".
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