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Wir sind Unternehmer und keine Almosen-Empfänger

Von Markus Ornig

Gastkommentare
Markus Ornig ist Geschäftsführer der Festakt Eventagentur mit Sitz in Wien und besitzt drei Gewerbescheine. Ornig ist auch Wiener Unos(Neos)-Landeskoordinator für die Wirtschaftskammer-Wahl.

Der neue SVA-Obmann Alexander Herzog räumte ein, dass es gegenüber der SVA viele Vorurteile gibt. Diese sind leider durchaus berechtigt.


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Starten wir mit einer erfreulichen Nachricht: Mit Alexander Herzog wurde ein erfahrener Unternehmer und Kenner der Krankenkassenlandschaft zum Obmann der Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft (SVA) bestellt, der jetzt Reformen innerhalb der SVA vorantreiben will. Der Optimismus wird aber bereits durch seine ersten Medienauftritte gebremst.

Herzog möchte nämlich die Beiträge für die Selbständigen reduzieren, aber erst "wenn Geld im Topf ist". Das erforderliche Sparpotenzial sieht er weniger bei der eigenen Organisation, sondern hofft vielmehr auf Ausgleichszahlung durch den Bund. In Österreich ist damit meist gemeint, bei einem anderen Sozialversicherungsträger ein Stück vom Kuchen herauszuschneiden, um es einer anderen Sozialversicherung auf den Teller zu legen.

Als Unternehmer kann man bei einer derart ausgeprägten Liebe zum Negieren von Verantwortung und Leistungsorientierung nur staunen. Hier die Verantwortung auf den Bund zu lenken und eine Ausgleichszahlung für die jahrelange Misswirtschaft innerhalb der Sozialpartnerschaft zu fordern, ist uninspiriert und wenig ambitioniert.

Aber freilich, bei der jetzigen Struktur bietet sich dieser Gedankenfehler natürlich an: Bei insgesamt 25 verschiedenen Anstalten unter dem Dach des Hauptverbands ist der erforderliche Spielraum vorhanden. Es gibt neun Gebiets- und sechs Betriebskrankenkassen. Bauern, Beamte, Notare und Eisenbahner haben eine eigene Kasse, Unfälle bearbeitet die Unfallversicherungsanstalt, Pensionen die PVA. Und angesichts dieser Struktur sind kein Einsparungspotenzial und keine Belastungsreduktion der Versicherten vorhanden? Im Ernst? Was wurde etwa aus der von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl selbst formulierten Idee, alle Sozialversicherungsträger auf drei große Anstalten zusammenzulegen? Oder noch besser: überhaupt auf eine Anstalt zusammenzuführen und endlich einheitliche Leistungen und Beiträge zu formulieren? Nichts.

Die Landkarte der Versicherten ist politisch rot und schwarz aufgeteilt, die Mehrkosten dieser Spielwiese tragen die Zwangsversicherten.

Und nein, die SVA muss auch nicht bloß ein wenig schneller werden, sondern sich so wie etwa auch die Wirtschaftskammer endlich als moderner Dienstleister für die Unternehmer verstehen. Die telefonische Erreichbarkeit der SVA endet beispielsweise um 17 Uhr. Die "Telefonhotline" eines Unternehmers läuft meist bis 19 Uhr, in der Regel aber rund um die Uhr.

Wenn der SVA-Obmann also gewisse Vorurteile und Schwächen einräumt, weiß er warum. Was kommt dann? Der Hinweis, dass sehr viele Maßnahmen der SVA leider zu wenig bekannt seien, wie etwa der Nothilfefonds, Stundungsmöglichkeiten oder Überbrückungshilfen.

Wir sind aber Unternehmer und keine Almosen-Empfänger. Wir wollen Service und moderate Beiträge. Wir wollen eine zeitgemäße und effiziente Versicherung, orientiert an den Bedürfnissen der Versicherten und nicht der politischen Spitzenfunktionäre. Erfolgreiche Unternehmen haben Visionen, innovative Geschäftsmodelle und motivierte Mitarbeiter, die sich einsetzen. Genau das erwarte ich mir auch von meiner Versicherung - und keinen Hinweis auf einen Nothilfefonds.