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Kassen zwischen Konkurrenzkampf und Selbstdisziplin. | Auszahlungen nehmen rasch zu. | Wien. Das Modell der "Abfertigung neu", das seit Anfang 2003 in Kraft ist, leidet nach wie vor an Kinderkrankheiten: So lässt die Performance der mit der Geldanlage betrauten Mitarbeitervorsorgekassen (MVK) zu wünschen übrig, und viele Österreicher warten nicht bis zur Pension, sondern lassen sich ihr Geld vorzeitig ausbezahlen. Spannung verspricht, dass es für die Anbieter am Markt immer enger wird.
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"Wir stehen unmittelbar vor der Marktsättigung", erklärt Heinz Behacker, Vorstandsvorsitzender der VBV-MVK. So gut wie alle österreichischen Unternehmen, die Mitarbeiter beschäftigen, haben einen Vertrag bei einem der neun Anbieter. Die restlichen dürften spätestens im Laufe des kommenden Jahres folgen. Allein der Branchenprimus VBV schließt pro Woche 120 Verträge ab - Tendenz allerdings sinkend.
"Soft skills" gefragt?
Andreas Csurda, Sprecher der Plattform der MVK und Vorstand der Bawag-Allianz-MVK, hält den Markt weitestgehend für aufgeteilt. Damit dürften die enormen Wachstumsraten (siehe Grafik) wohl bald der Vergangenheit angehören. Einen Verdrängungswettbewerb gäbe es, so Csurda, derzeit aber noch nicht.
Fraglich ist, wie der Konkurrenzkampf in Zukunft aussehen könnte. Csurda und Behacker sind sich einig, dass es bei den Konditionen kaum Spielräume gibt. Auch eine kurzfristig bessere Anlageperformance dürfte kein ausreichendes Lockmittel sein. Es könnte also auf sogenannte "soft skills" ankommen.
So versucht sich der Branchenprimus VBV-MVK etwa mit Hilfe einer transparenten Dokumentation nachhaltigen Wirtschaftens von der Konkurrenz abzusetzen. Darüber hinaus will Behacker mit Service und Kundeninformation punkten. Insgesamt baut Csurda auf die Selbstdisziplin der Branche: Sich gegenseitig die Kunden auszuspannen würde durch die kürzeren Veranlagungszeiten automatisch zu einer niedrigeren Performance führen.
Gerade bei dieser bleiben die MVK aber ohnehin weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Forderung nach längeren Bindefristen und Änderungen hinsichtlich der permanenten Kapitalgarantie stoßen allerdings bei Politikern bislang auf taube Ohren.
Aufklärung gefordert
Gänzlich misslungen dürfte der Versuch sein, über die Mitarbeitervorsorge das Pensionssystem zu entlasten. Derzeit lassen sich rund 50 Prozent der Anwartschaftsberechtigten ihr Geld vorzeitig ausbezahlen, anstatt es im vielzitierten "Rucksack-Prinzip" von Job zu Job mitzunehmen - eine Tendenz, die noch dazu stark im Steigen begriffen ist. Behacker fordert Aufklärungsarbeit und steuerliche Anreize.