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Die Arbeiterkammer präsentierte gestern, Dienstag, eine Studie, die die Akademisierung der Krankenpflegeausbildung in Österreich empfiehlt. EU-weit steht Österreich neben Deutschland, Luxemburg und Frankreich mit einer Grundausbildung ohne Matura alleine da.
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Das neue Gesundheitsgesetz, das vergangene Woche im Nationalrat beschlossen wurde, sieht die Verlagerung der Ausbildung der medizinisch-technischen Dienste (MTD) und Hebammen an Fachhochschulen vor. Jetzt soll auch die Ausbildung zum Kranken- und Gesundheitspfleger professionalisiert werden. "Die Anforderungen an die qualifizierten Fachkräfte im Gesundheitswesen steigen, da muss das Bildungswesen mitziehen", sagte AK-Präsident Herbert Tumpel.
In einem ersten Schritt soll die Ausbildung mit Matura ermöglicht werden. Vor allem die Durchlässigkeit der Ausbildung im Pflegebereich sei wichtig, meinte Tumpel. Momentan habe man das Problem, dass die dreijährige Ausbildung zum diplomierten Pfleger erst mit 17 Jahren begonnen werden kann. Denn erst in diesem Alter ist die Arbeit im Krankenhaus erlaubt. Neue Ausbildungswege im Sozialbereich, die nach der Mittelstufe der Schulen mit 15 Jahren begonnen werden können, sollen Abhilfe schaffen.
"Innerhalb der EU ist die Grundausbildung mehrheitlich im tertiären Bereich angesiedelt", meinte die Bildungswissenschafterin und Leiterin der vom Fachhochschulrat in Auftrag gegebenen Studie, Elke Gruber. Lediglich Österreich, Deutschland, Luxemburg und Frankreich seien Ausnahmeerscheinungen. Österreich stehe nun unter Zugzwang. "Um das Berufsfeld nachhaltig zu professionalisieren und es europakonform auszurichten, sollte innerhalb der nächsten zehn Jahre die Grundausbildung für den gehobenen Dienst in der Gesundheits- und Krankenpflege als Bakkalaureat-Studium an Fachhochschulen (FH) eingerichtet werden", sagte Gruber. Auch die Durchlässigkeit wäre gegeben, denn an den Fachhochschulen wäre es auch möglich, sich ohne Matura berufsbegleitend weiterzubilden.
Neue Zielgruppen
durch FH erschließen
Ein Vorteil der Fachhochschulen liegt für Gruber darin, dass die Berufssparte durch die akademische Aufwertung attraktiver wird. Neue Zielgruppen würden dadurch erschlossen. Im Hinblick auf Arbeitsmarktchancen, ein wichtiger Faktor. Neben den Fachhochschulen kommt laut Gruber den Universitäten die wissenschaftliche Rolle zu: die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Disziplinen wie Gesundheits- und Pflegewissenschaften.