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Nein, hinten setze ich mich nicht rein in den Maybach 62. Nicht in diesen bis zum First-Class-Flugzeugfauteuil-Bett verstellbaren, bis zu 250 Stundenkilometer schnellen "Sitz". Nie wieder würde ich froh im Fond irgendeines anderen Autos und nicht einmal mehr in meinem Lieblingsledersessel neben der Bücherwand.
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2,8 Tonnen Luxus auf vier Rädern - mit selbstverständlich extra entwickelten Reifen einer sonst nicht greifbaren Dimension.
Der erste Maybach 62 - mit verlängertem Radstand, der "Kleine" heißt, ebenfalls die Länge beschreibend, "57" - war jüngst in Österreich zu besichtigen. Im ersten - und wahrscheinlich auch einzigen - österreichischen Maybach Service-Center bei Mercedes Wiesenthal in Wien Favoriten.
Denn der Maybach, eine neue Über-Drüber-Luxus-Automobilklasse, soll auch, was umfassende und persönliche Kundenbetreuung betrifft, völlig neue Maßstäbe setzen.
Die Schlüsselrolle bei de Kundenbetreuung spielen die sogenannten "personal liaison manager". Sie kümmern sich von den weltweit geplanten rund 100 Maybach-Kundenzentren aus jeweils um einen sehr kleinen Kreis von Maybach-Besitzern und beraten sie in allen Fragen - rund um die Uhr erreichbar mit einem einzigen Tastendruck am Autotelefon, von dem der "62" übrigens gleich zwei eingebaut hat.
Ingenieur Ulrich Böhm, sonst Leiter des Flottenverkaufs, hat in Wien die PLM-Rolle übernommen, auch für die Nachbarländer Slowakei, Ungarn, Kroatien und Slowenien. Drei Stück Maybach sind in Österreich schon verkauft und werden ab Mai ausgeliefert - in den letzten zehn Jahren war das der Durchschnitt an Verkäufen im obersten Marktsegment. In fünf Jahren, schätzt Böhm, wird es im Betreuungsgebiet so an die 60 bis 80 Kunden geben. Weltweit, hört man, ist die erste Jahresproduktion der extra errichteten neuen Manufaktur in Sindelfingen von 1.000 Stück bereits verkauft.
Basismodell gibt es eigentlich keines, der Kunde stellt sein Fahrzeug aus hunderten Komponenten quasi selbst zusammen - allein sieben verschiedene Arten von Leder für die Innenausstattung sind verfügbar. Das Motto heißt: "Sie wünschen,, wir bauen". Der gezeigte "62", zweifarbig lackiert, mit Hausbar und Entertainment- und Business-Center, mit Klavierlack auf den Edelholz-Teilen, steht mit 360.000 Euro zu Buche, ohne Steuern selbstverständlich. "Diskussionen um den Preis gibt es bei unseren Kunden selbstverständlich keine" heißt es. Auch die technischen Einzelheiten sind nicht wirklich ein Thema - 550 PS sind allemal genug für ein "Raumschiff-Reisegefühl", wie es "Auto-Revue"- Gründer Herbert Völker formuliert, der als einer der ganz wenigen Journalisten eine Probefahrt machen durfte. Sein Fazit: Alles was bisher in der obersten Klasse angeboten wurde, liegt eine Klasse drunter, vielleicht kommt der neue, unter BMW-Ägide gebaute Rolls Royce Phantom in die Nähe, sonst aber auch schon gar nix.
Wer die Kunden sind, bleibt selbstverständlich streng geheim. Nur soviel: "Die wollen einen Reisewagen, der auf Kurz- und Mittelstrecken das Flugzeug ersetzt". Ans Volant setze ich mich dann doch: Als Chauffeur ist man von vertrautem Mercedes-Feeling umgeben. Nur der Klavierlack - "der glänzt halt ganz anders"- auf den Holzteilen des Lenkrads, der fühlt sich halt doch auch irgendwie anders an, samtseidiger.