Zum Hauptinhalt springen

"Wir wollen besser sein als Österreich und die Schweiz"

Von Alexander U. Mathé

Europaarchiv

Lembergs Bürgermeister Andriy Sadovyj im Gespräch mit der"Wiener Zeitung". | "Wiener Zeitung":Die Ukraine richtet im Jahr 2012 gemeinsam mit Polen die Fußball-Europameisterschaft aus. Eine der Austragungsstätten wird Lemberg sein. Wie viel Arbeit steht da an?


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Andriy Sadovyj: Wir müssen in den nächsten fünf Jahren das umsetzen, was in anderen Städten in 30 Jahren gemacht wurde. Gleichzeitig ist das für unsere Stadt natürlich eine große Chance für Erneuerungen und Reformen. An erster Stelle steht zunächst der Umbau des Lemberger Flughafens. Hinzu kommt der Bau eines großen, modernen Stadions, der Bau einer ganzen Reihe neuer Hotels.

Klingt als würden Sie die Stadt völlig neu aufbauen.

Ja, und wir haben die Ambition, die EM besser hinzubekommen als Österreich und die Schweiz.

Sie haben den Ausbau des Flughafens angesprochen. Wie soll der vor sich gehen?

Bis 2010 möchten wir in Lemberg einen großen, modernen Terminal bauen. Der soll es uns ermöglichen, sowohl die Qualität als auch den Durchgangsstrom zu steigern. Wir werden im Oktober den Entwurf und das Design dieses Flughafens ausschreiben. Im Frühjahr nächsten Jahres wird anhand des besten Angebots der Bau des Flughafens zur Ausschreibung gelangen.

Wie stehen da die Chancen österreichischer Firmen?

Wir haben viele Angebote auf dem Tisch liegen. Ich habe selbst versucht, einen Einblick in die österreichischen Flughäfen zu bekommen. Dabei habe ich mir die Flughäfen in Graz, Salzburg, Innsbruck und natürlich auch Wien genau angesehen. Die Airport Consulting Vienna hat für uns bereits ein Flughafen-Modell entwickelt. Gerade die Erfahrungen des Grazer Flughafens sind für uns sehr interessant.

Das Institut der Regionen Europas hat eine Konferenz zur Versorgungssicherheit in Europa gemacht. Dort haben sie erklärt, dass für Sie die beste Art einer Public-Private-Partnership so aussähe, dass 51 Prozent in Staatsbesitz bleiben. Gilt das auch für den Flughafen?

Nein, hier gilt ein anderes Modell. Wir wollen eigentlich, dass unser Flughafen in 100-prozentigem Besitz des Staates bleibt. Aber das hängt alles vom Angebot ab. Wenn ein entsprechendes Angebot kommt, wären wir auch bereit, von dieser Position abzuweichen.

Ist es nicht schwierig Investoren zu finden, wenn Sie um Geld und Know-how bitten, aber gleichzeitig sagen wollen, wie vorzugehen ist?

Wenn es um die Management-Abläufe im Flughafen geht, dann gibt es einige Interessenten aus dem Ausland, sich an dem Projekt zu beteiligen. Der Flughafen Amsterdam hat zum Beispiel großes Interesse gezeigt.

Die Ukraine steht vor heiklen Wahlen. Die Orange Revolution und das Zerwürfnis ihrer Protagonisten haben das Land gespalten und gleichzeitig viele in politische Agonie getrieben. Wie schwierig ist es, in dieser Situation Verhandlungen zu führen?

Die häufigen Wahlen sind gerade in unserer Situation ein gutes Zeichen, denn das heißt, dass die Ukraine doch ihren demokratischen Weg sucht. Die Politiker verstehen langsam, dass sie nicht auf ewig regieren können. Das ist sehr gut für die Medien, die gut daran verdienen können. Abgesehen davon haben wir in den letzten Jahren ein starkes Wirtschaftswachstum verzeichnet. Ich glaube in der Ukraine gibt es derzeit so etwas wie eine Renaissance des gesunden Menschenverstands. Das heißt, die Politik rückt langsam in den Hintergrund, während die Wirtschaft die Oberhand gewinnt.