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Wirbel um Orden für Rechtsradikale in Ungarn

Von Kathrin Lauer

Politik

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Budapest. "Juden! Die Universität gehört uns, nicht euch. Viele Grüße: die ungarischen Studenten". Dieser Text klebte neulich morgens im Institut für Kunsttheorie und Medienforschung der Budapester ELTE-Universität an den Wänden - unter anderem auch am Namensschild der emeritierten Professorin und weltberühmten jüdischstämmigen Philosophin Ágnes Heller. "So weit sind wir", kommentierte Heller lakonisch auf ihrer Facebook-Seite.

Drei Rechtsradikale wurden unterdessen zum Nationalfeiertag am 15. März mit staatlichen Verdienstkreuzen bedacht: János Petrás, Sänger der rechtsextremen Rockband "Karpátia", steht auf der Liste der Preisträger, die das Ministerium für Humanressourcen veröffentlicht hat. Ausgezeichnet wird ferner der umstrittene Archäologe Kornél Bakay, Verfechter der abstrusen Theorie der Rechtsradikalen, der zufolge Jesus Christus kein Jude, sondern Parther gewesen sei - also im Grunde ein Ungar, wegen einer angeblichen genetischen Verwandtschaft der Parther und der Ungarn. Bedacht wird auch Ferenc Szaniszló, Moderator des rechtsradikalen Privatsenders Ekho TV. Szanliszló, ein notorischer rassistischer Einpeitscher, bekam vom Humanressourcen-Minister Zoltán Balog den renommierten Táncsics-Preis für Journalisten. Balog distanzierte sich nachher von diesem Akt und erklärte, er habe von Szaniszlós Gesinnung vorher nichts gewusst. Etliche frühere Táncsics-Preisträger gaben aus Protest ihre Auszeichnung zurück. Mihály Táncsics (1799-1884) war einer der ersten berühmten linken Publizisten und Politiker Ungarns.

Das immer rechtsradikalere Ungarn steht seit kurzem auch wegen des Machthungers seines rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orbán in Europa am Pranger.