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Wirbelsturm macht Burmas Generälen zu schaffen

Von Grant Peck

Politik

Bevölkerung über mangelnde Hilfe empört. | Bangkok. (ap) Der Zyklon "Nargis" könnte die Macht der Militärjunta in Burma stärker erschüttern, als es Proteste der Demokratiebewegung oder internationale Sanktionen je getan haben. In den Augen vieler Menschen in dem südostasiatischen Land hat die Junta in den Tagen nach der Katastrophe ihre Unfähigkeit bewiesen. Sie könnten nun dem Regime bei einem Verfassungsreferendum am Samstag einen Denkzettel erteilen.


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"Die zeitliche Nähe zwischen Wirbelsturm und Volksabstimmung dürfte von vielen in Burma als Zeichen gewertet werden, dass das Militär nicht die Macht haben sollte", sagte der Burma-Experte der Universität Georgetown, David Steinberg. In einigen Teilen Asiens, so erläuterte er, wird geglaubt, dass die Machthaber auch für den Zustand von Natur und Umwelt verantwortlich sind. Nach einer Katastrophe herrscht dann die Ansicht vor, dass die Regierung das "Mandat des Himmels" verloren hat.

Seit vielen Jahren herrscht die Junta mit harter Hand in Burma; noch gut ist der Bevölkerung in Erinnerung, mit welcher Gewalt das Militär 1988 gegen Anhänger der Demokratiebewegung vorging. Tausende Menschen kamen damals ums Leben. Im vergangenen Jahr wurde ein von buddhistischen Mönchen angeführter Protest ebenfalls brutal niedergeschlagen.

Junta hat Angst vor Hilfe

Nach dem Zyklon aber war vom Militär auf den Straßen nichts zu sehen. Bevölkerung und Mönche arbeiteten dagegen Hand in Hand, um Straßen freizuräumen, Tote zu bergen, Eingeschlossene zu retten. "Wo sind die Uniformierten, die sonst immer bereit sind, Zivilisten zu schlagen?", fragt ein Mann. "Sie sollten jetzt hier sein, um beim Aufräumen zu helfen!"

Die Bevölkerung dürfte sich noch lange daran erinnern, wer ihr nach der Katastrophe geholfen hat und wer nicht. "Die unterschiedliche Reaktion wird weiter beitragen, das zu untergraben, was der Junta an Glaubwürdigkeit geblieben ist", sagt der Fachmann für Städteaufbau und Katastrophenhilfe der Universität Oberlin, Ben Wisner.

"Nargis" bringt das Regime Burmas auch in eine andere Bredouille: Wie viel ausländische Hilfe soll es akzeptieren? Helfern aus dem Ausland Einfluss einzuräumen, birgt politische Risiken für die Junta. Auch würden diese Helfer dann und nicht die Regierung als Retter in Erinnerung bleiben. Doch schlägt die Junta Hilfe aus, wäre sie allein zuständig für die Versorgung der Katastrophenopfer. Versagt sie, verlöre sie vollends das Vertrauen der Bevölkerung, ihr Image als "starker Beschützer" wäre unwiderruflich ruiniert.

Laut politischen Beobachtern könnte jetzt die Stunde für moderate Kräfte des Militärs schlagen. Gespannt wird jedenfalls auf das Ergebnis des Referendums am Samstag gewartet. In den Katastrophengebieten wurde die Volksabstimmung verschoben, in den übrigen Teilen des Landes soll sie wie geplant stattfinden. Für die Junta war die Abstimmung eigentlich eine Routineangelegenheit, jetzt könnte sie ein erstes Signal für politische Veränderungen werden.

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