Seit Tagen gärt es in der Gerüchteküche, es heißt, die ÖBB wollen den Postbus übernehmen. Die Bahn wäre dann mit einem Marktanteil von 90% bei weitem das größte Busunternehmen Österreichs. Mittlerweile dementieren die ÖBB-Verantwortlichen nicht mehr, halten sich aber bezüglich konkreter Angaben bedeckt. Die privaten Busbetreiber laufen gegen dieses Ansinnen der Bundesbahnen Sturm, sie wollen ebenfalls beim Postbus-Poker mitspielen.
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"Jeder Bahn-Vorstand muss den Postbus wollen", deklariert sich der neue ÖBB-Vorstandsdirektor Ferdinand Schmidt, der auf Zeit setzt. "Manchmal muss man eben warten können", meint er auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Aus seiner Sicht ist der Bus in manchen Fällen das rentablere Verkehrsmittel. Im Verhältnis zur Bahn sei der Bus um den Faktor 10 billiger. Natürlich gibt er zu, dass bei dieser Berechnung das Schienenentgelt, das die Züge zahlen, dazu addiert wurde.
Aus Schmidts Sicht ist die Aufsplittung in 14 Verkehrsverbünde, 9 Eisenbahn- und 4 Fluglinien ob der kleinen Dimension des Landes nicht vorteilhaft. "Wir als Micky-Mouse-Land leisten uns eine Komplexität, die sich kein anderes Land in derselben Größe leiste würde." Auf die Frage, ob das entstehende Monopol nicht ein Problem für den Kunden wäre, verneint er: "Für die Fahrgäste ist das keines, die interessiert das Angebot und das wäre, wenn die ÖBB dafür verantwortlich wären, besser." Denn es gebe dann keine unnötige Konkurrenz und Parallelbetriebe. Dann könnten Bahn und Bus aufeinander abgestimmt werden. Warum nicht schon jetzt?
Noch hat der Eigentümer der Postbus AG den Verkauf nicht entschieden. Doch die privaten Busunternehmer wollen bei dem Deal nicht untätig zuschauen. Schließlich wären dann 90% der Buskonzessionen in einer Hand. Die Privaten haben sich über den Kammerverband sowohl an den ÖIAG-Vorstand, als auch an den Finanzminister gewandt. Sie zeigen Interesse an einzelnen Postbus-Zentren. Es würde sich beispielsweise anbieten, dass ein starker regionaler Busunternehmer wie Dr. Richard mit Südbürg die Postbusse im Südburgenland und der Oststeiermark betreibt. Auch Blaguss ist im Burgenland stark vertreten. Kritiker meinen, dass sich die ÖBB für die von der EU geplante Ausschreibepflicht rüsten wollen. Denn gegen das Quasi-Monopol hätten die Kleinen kaum eine Chance mitzuhalten.
Finanzieren wollen die ÖBB den Handel über Immobilienverkäufe. Das wird aber nicht so einfach, weil Immobilienerlöse nur der Tilgung von Altschulden dienen dürfen, so wurde es zumindest in den Festlegungen zur Eröffnungsbilanz fixiert. Der Verkaufspreis wird um die 2 Mrd. Schilling betragen, denn mit diesem Wert ist die Postbus-AG bewertet, diese Zahl bestätigt auch der ÖIAG Aufsichtsrat.
Für den Verkauf bedarf es laut Aussagen von Staatssekretär Alfred Finz keiner Änderung des ÖIAG-Gesetzes. Die Bundesregierung müsse aber der ÖIAG den Auftrag erteilen Gespräche mit der Bahn zu führen, um den Postbus zu verkaufen, betonte er nach der AR-Sitzung. Hinter den Kulissen mehren sich die Anzeichen dafür, dass nach Fusion von Bahn- und Postbus das neue Großunternehmen in einem Stück verkauft wird.