)
Sowohl Lobbyisten des iranischen Regimes und Vertreter der exil-iranischen, auf eine Reformierung der Islamischen Republik setzenden Grünen Bewegung als auch eine Reihe von Nahost-Experten in Österreich und Deutschland sprechen heute immer wieder von der Möglichkeit eines israelischen Angriffs auf den Iran. Dabei könnte jeder wissen, dass Israel weder willens noch fähig wäre, einen Angriff auf den Iran durchzuführen, also das gesamte Land zu attackieren, sondern dass der jüdische Staat angesichts der bisher ausbleibenden Maßnahmen des Westens gegen das iranische Nuklearprogramm Vorbereitungen zur Ausschaltung eben dieses Programms treffen muss.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Immer wieder wird gewarnt, dass ein Vorgehen Israels gegen die iranischen Nuklearanlagen das Regime festigen und letztlich nur Mahmoud Ahmadinejad und Ali Khamenei nutzen würde. Sollte die Protestbewegung im Iran aber scheitern und sollte der Westen in den nächsten Monaten seine Politik nicht grundlegend ändern und das iranische Regime mittels konsequenter Sanktionen und politischer Isolation zur Aufgabe seines Nuklearprogramms zwingen, so würde die Akzeptanz der iranischen Bombe niemandem mehr nutzen als Ahmadinejad und Khamenei - und niemandem mehr schaden als Israel und der iranischen Bevölkerung, die mit einem auf Dauer gefestigten Regime konfrontiert wäre. Alle maßgeblichen politischen Kräfte in Israel wissen das, und von jenen iranischen Oppositionellen, die nicht völlig dem antiimperialistischen und anti-zionistischen Wahn der exil-iranischen Fossile des Marxismus-Leninismus verfallen sind, hört man immer öfter ähnliches.
Doch ein Angriff auf die iranischen Nuklearanlagen wäre für Israel eine äußerst gefährliche Option mit eventuell ebenfalls existenzbedrohenden Konsequenzen. Die wünschenswerteste Option wäre, wenn Israel eine derartige Entscheidung gar nicht erst treffen müsste - zumal eine US-Beteiligung oder Unterstützung mit jeder Äußerung von Barack Obamas Administration unwahrscheinlicher wird.
Der Staat der Shoah-Überlebenden und ihrer Nachkommen wird tun, was er tun muss. In Europa und insbesondere in Deutschland und Österreich geht es darum, sich für die letzten verbliebenen nicht-militärischen Möglichkeiten zur Verhinderung der iranischen Bombe einzusetzen: Neben der Forderung nach sofortigen umfassenden, wirtschaftlichen und politischen Sanktionen geht es um die Beförderung des Umsturzes im Iran. Und darum, jene exil-iranischen Oppositionellen zu unterstützen, die es richtig finden, wenn man die Solidarität mit der iranischen Opposition mit der Solidarität mit Israel verbindet, die sich gegen die Vernichtungsdrohungen des iranischen Regimes richtet.
Stephan Grigat ist Mitherausgeber des Bandes "Der Iran - Analyse einer islamischen Diktatur und ihrer europäischen Förderer" und arbeitet für das Bündnis www.stopthebomb.net.