Unterschiedlichen Mehrheiten in den Kammern möglich | Bei den zweitägigen italienischen Parlamentswahlen von Sonntag und Montag steht noch immer kein Sieger fest. Im Laufe des Abends und der Nacht wurden widersprechende Zahlen veröffentlicht. Klar ist, dass alles auf ein Patt zwischen den Koalitionen von Berlusconi und Prodi hindeutet. Politische Boebachter sagen Neuwahlen im Herbst voraus.
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Während das Innenministerium in der Nacht Zahlen veröffentlichte, die Silvio Berlusconis Mitte-Rechts-Block "Casa delle Liberta'" im Senat um 0,6 Prozent vorne sahen, widersprach kurz darauf das Meinungsforschungsinstitut Nexus. Seriöse Angaben seien nicht möglich. Zuletzt habe man für beide Parteien jeweils 49,8 Prozent berechnet.
Verkompliziert wurde die Sitzauswertung durch die Tatsache, dass zum einen nach Verhältniswahlrecht und zum anderen regional ausgezählt wird. Die Fehlermarge erlaubt aber jederzeit bis zum Vorliegen des Endergebnisses noch weitere Umschwünge. Letztlich könnten sogar die Stimmen der Auslandsitaliener ausschlaggebend sein. Diese dürften aber mehrheitlich Mitte-Links-Chef Romano Prodi wählen, hieß es aus Demoskopen-Kreisen.
"Sollte es in beiden Kammern zu unterschiedlichen Mehrheiten kommen, droht Italien unregierbar zu werden", kommentierte der italienische Politologe Stefano Grazioli die spannende Situation am Abend im Gespräch mit der APA.
In der TV-Sendung "Porta a Porta" gingen italienische Politiker davon aus, dass in Italien im Herbst wieder gewählt werden muss. Allerdings müsse zuvor von einer Technokraten-Regierung das eben erst novellierte Wahlrecht unverzüglich neuerlich novelliert werden.