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Mitte der 90er Jahre wurde in Großbritannien der Weg zur Privatisierung der British Rail geebnet. Mittlerweile tummeln sich 25 private Betreiber beim Personenverkehr und fünf beim Güterverkehr auf englischen Schienen. Als größtes Malheur erwies sich allerdings der Börsegang der Infrastrukturgesellschaft Railtrack. Der Konkurs konnte gerade noch abgewendet werden. Jetzt überlegt die britische Regierung aus Railtrack eine Non-Profit-Organisation (NPO) zu machen.
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Hinter der Privatisierung stand auch die Idee, durch den Wettbewerb das Angebot zu verbessern. "Die Rechnung ist nicht aufgegangen, denn wir bekamen auf der Bahn keine günstigeren Preise und keine bessere Qualität", erklärt Agnes Bonnet, Vorstand der Strategic Rail Authority (SRA). Die SRA ist erst seit Februar 2001 tätig. Ihre Aufgabe ist es, sowohl für den Betrieb als auch die Infrastruktur-Strategien zu entwickeln. Sie ist nun Railtrack zur Seite gestellt und soll die Verbesserung des Schienennetzes sicherstellen. SRA arbeitet auch an einem integrierten Transportsystem. Ein wachsames Auge werfen die 350 Mitarbeiter darauf, dass die Mindeststandards von allen privaten Betreibern eingehalten werden. Auch die Koordination der Fahrpläne liegt in der Kompetenz der SRA.
Die Probleme mit der Bahn begannen indes schon vor deren Veräußerung. Die Politik zeigte keinerlei Interesse am öffentlichen Verkehr und fror die Investitionen ein. Danach kam die Privatisierung und es folgten ebenso magere Zeiten, denn die Aktienbesitzer wollten ihre Rendite sehen. Interessanterweise sind die Fahrgastzahlen im gleichen Zeitraum um 33% gestiegen. Um das mangelhafte Netz wieder in Schuss zu bringen, hat die Regierung einen 10-Jahres-Plan erstellt. Dieser sieht 30 Mrd. Pfund aus öffentlicher und 30 Mrd. Pfund aus privater Hand vor. Diese Summe soll nach und nach in den Ausbau von Infrastruktur investiert werden.
Für die Schiene-Control-Gesellschaft (SCG), die einen Bericht über die Eisenbahnen Großbritanniens erstellt hat, bietet England ein schlechtes Beispiel von Bahntrennung. Sie warnt deshalb vor einer Teilung der ÖBB. Die Änderungen der Strukturen seien so einschneidend, dass Kontrolle nur mehr schwer möglich wäre und private Oligopole freies Spiel hätten.