Eine neue Studie gibt Regeneron Aufschwung - die Daten werden der EMA vorgelegt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ende Februar hatte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht für eine von Roche und Regeneron entwickelte Therapie zum Einsatz bei Covid-19 gegeben. Wie aktuelle Studiendaten zeigen, dürfte die Entscheidung durchaus gerechtfertigt gewesen sein. Der Antikörper-Cocktail Regn-Cov 2067 habe Krankenhaus-Einweisungen und Todesfälle um rund 70 Prozent reduziert, wie Roche am Dienstag mitteilte. Außerdem kam es in der Untersuchung von rund 4.500 Probanden zu einer Verkürzung der Symptomdauer um vier Tage.
Darüber hinaus zeigte eine begleitende Phase-II-Studie mit Regn-Cov 20145 bei nicht-hospitalisierten Patienten mit und ohne Symptomen eine signifikante Reduktion der Viruslast bei bestimmten Dosierungen, hieß es. Zusätzlich zu diesen Studien wird der Antikörpercocktail aus Casirivimab und Imdevimab auch in einer klinischen Phase-II/III zur Behandlung von Covid-19 bei hospitalisierten Patienten und in einer Phase-III zur Prävention der Viruserkrankung bei Haushaltskontakten von infizierten Personen untersucht. Die Studienergebnisse werden nun der US-Gesundheitsbehörde FDA sowie der EMA vorgelegt.
Bis dato wird das Regeneron-Präparat zur Behandlung von Corona-Patienten eingesetzt, die noch keine Sauerstoffzufuhr benötigen, aber ein hohes Risiko haben, dass sich ihr Zustand stark verschlechtert.
Angriff auf das Spike-Protein
Bei dem Cocktail handelt es sich um ein Antikörpermittel. Für gewöhnlich bildet der Körper bei einer Infektion selbständig Antikörper gegen Erreger. Dringt das Virus ein, setzt eine Abwehrkaskade des Immunsystems mit diesen Proteinen ein, die sich gleich gegen mehrere Strukturen eines Pathogens richten. Im Laufe der Infektion werden immer mehr Proteine gebildet - auch, um bei einer erneuten Ansteckung schneller reagieren zu können. Bestimmte Arten von Antikörpern sind einer im Fachmagazin "Science" veröffentlichten Studie noch sechs bis acht Monate im Blut Genesener nachweisbar.
Für ein Medikament werden im Labor monoklonale Antikörper produziert, die alle aus einem Zellklon entstehen. Da es sich dabei aber nur um eine Sorte handelt, richten sie sich, im Gegenteil zum natürlich entstehenden Protein, nur gegen gezielt anvisierte Teile eines Erregers. Im Fall der Covid-19-Antikörpermittel ist ein Teil des Spike-Proteins das Ziel. Um auch die Wirkung auf Virus-Mutationen zu ermöglichen, werden mitunter verschiedene monoklonale Antikörper gemischt. Mit deren Verabreichung wird im Körper deutlich Vorarbeit geleistet. Jene Phase, in der das Virus erst erkannt werden muss, um eine Immunantwort in Gang zu setzen, wird quasi übersprungen und die Wirkung setzt sofort ein.
Angesichts der weltweit steigenden Zahl an Neuinfektionen könnte "dieser Antikörpercocktail eine potenziell neue Therapieform für Hochrisikopatienten darstellen", betont Chefmediziner Levi Garraway von Roche auf CNBC. Gemeinsam mit Regeneron könnten jährlich mehr als zwei Millionen Dosen produziert werden.
Cocktail als Akutmittel
Die EMA prüft derzeit auch die Wirksamkeit des Antikörpermittels mit Bamlanivimab und Etesemivab des US-Pharmakonzerns Eli Lilly. Diese erfolgt im beschleunigten Rolling-Review-Verfahren. Die beiden Präparate sollen ebenso das Spike-Protein von Sars-CoV-2 an verschiedenen Stellen angreifen, sodass der Erreger nicht in Körperzellen eindringen kann. In Kombination könnte es wirksamer sein als nur ein einzelnes Präparat.
Bisherige Studiendaten zeigen, dass Antikörpercocktails vor allem dann gut wirken, wenn sie in den ersten zehn Tagen der Infektion eingesetzt werden. Diese Präparate sind im übrigen Akutmittel und schützen nicht vor weiteren Erkrankungen.