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Wirres Panoptikum

Von Francesco Campagner

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Der Sommer ist die schönste Fernsehzeit. Einst, als nur der ORF zu empfangen war, gab es das TV-Sommerprogramm, heuer wird man mit Fußball-EM, den Olympischen Spielen (ab August) und der unglaublichsten Medien-Baustelle der Stadt für das Ertragen der Wetterkapriolen entschädigt.

Soviel steht schon jetzt fest: Kanal 34 in Wien hat Kultcharakter. Die Mischung aus Chaos, Dilettantismus und Planlosigkeit, die tagtäglich das Programm von Puls- TV kennzeichnet, ist faszinierend. Doch in diesem Panoptikum der Wirrnis gibt es auch das ORF-Fenster zwischen 19 und 19.25 Uhr, das der ORF nebst Ausstrahlung der Nachrichtensendung von "Wien heute" auch noch zur Umleitung der Seher zu seinen Sendern verwendet. Dies geschieht jedoch nicht nur mit direkten Hinweisen, sondern auch auf äußerst subtile Art: Nach den kurzen Wien-Nachrichten folgen diverse Ankündigungen in Endlosschleife. Lange hält kaum jemand die ewigen Wiederholungen aus. Nach der Standbild-Aktion ist dies eine weitere durchaus einfallsreiche Version der Umleitung des Publikums in das öffentlich-rechtliche Fernsehheim.

Auf weitere Varianten sind wir natürlich gespannt. Möglich wären eine "Wir bedauern die Störung"-Einblendung wie anno dazumal, eine zehn Minuten lange Live-Übertragung eines fischlosen Aquariums, das Beste aus "Offen gesagt" - oder gleich das Umschalten zu Puls-TV.

Letzteres hätte bereits etwas derart diabolisch Unlauteres an sich, das dies dem ORF nicht zuzutrauen wäre.