"Hutaree-Gotteskrieger" wollten Regierung stürzen. | Neonazis planten Attentat auf Obama. | Washington/Wien. Als die Rakete auf dem Gelände der US-Basis Bagram einschlug, hatte Barack Obama Afghanistan schon wieder verlassen. Das Taliban-Geschoss verfehlte den US-Präsidenten nur um wenige Stunden - kurz zuvor hatte Obama in der Garnison noch eine flammende Rede vor 2000 amerikanischen Soldaten gehalten.
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Die US-Geheimdienste sind sich der Gefahr bewusst, der sich der Präsident bei Auslandsbesuchen aussetzt. Mittlerweile stellt sich für die Sicherheitskräfte aber immer öfter die Frage, ob die wahre Bedrohung für Leib und Leben des Präsidenten nicht in den USA selbst zu suchen ist.
Es sind vor allem Fanatiker mit höchst wirrer Weltanschauung - religiöse Eiferer, in kleinen und großen Gruppen organisierte Rassisten, Rechtsradikale und Neonazis, die den Geheimdienstlern Sorgen bereiten. So hat ein US-Neonazi jetzt gestanden, 2008 gemeinsam mit einem Komplizen ein Attentat auf den damaligen Präsidentschaftskandidaten geplant zu haben - der Afro-Amerikaner hätte aus einem fahrenden Auto heraus erschossen werden sollen.
Konfuser nehmen sich die Pläne der Mitglieder einer radikalen Christenmiliz aus, die nun dingfest gemacht wurden. Sie wollten einen Volksaufstand in Gang setzen, der in letzter Konsequenz die Regierung Obama hätte stürzen sollen. Die christlichen "Hutaree"-Gotteskrieger planten laut Anklage, zunächst einen Polizisten umzubringen, um auf dessen Beerdigung einen Anschlag mit mehreren selbst gebauten Bomben zu verüben. Damit verbanden die Fanatiker die Hoffnung, weitere Polizisten in den Tod zu reißen. Laut Anklageschrift wollten sich die radikalen Christen nach dem Anschlag an einem Sammelpunkt treffen, um "Krieg gegen die Regierung zu führen". Die Hutaree-Milizionäre hätten geglaubt, dass ihre Gewalttaten eine Art "Endzeitschlacht" gegen die Regierung auslösen würden.
Radikale Phrasen
Viel gefährlicher und politisch bedeutsamer als diese sektenähnlich und von Wirrköpfen geführten Gruppen wird die Radikalisierung eingeschätzt, die derzeit im Umfeld der konservativ-antiintellektuellen Tea-Party-Bewegung beobachtbar ist. Diese aus vielen Einzelinitiativen bestehende Organisation macht gegen staatlichen Einfluss und Steuererhöhungen mobil und schlägt nach der Verabschiedung der umstrittenen US-Gesundheitreform, die eine Art Pflichtversicherung vorsieht, zunehmend aggressive Töne an. Exponenten der Tea-Party-Bewegung bedienen sich einer Sprache, die - so Kritiker - der Gewaltbereitschaft Vorschub leistet.
So fordert Sarah Palin, gescheiterte Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten, ihre Anhänger per "Twitter" auf, jetzt "nachzuladen"; von Demokraten dominierte Wahlbezirke werden auf Palins Homepage per Fadenkreuz ins Visier genommen. Da verwundere es nicht, dass sich Extremisten ermuntert fühlten, mit Scharfschützen-Attentaten zu drohen, sagen Kritiker. Aus dem Umfeld der Tea-Party-Bewegung stammen jedenfalls Todesdrohungen, denen Politiker verstärkt ausgesetzt sind. Verwünschungen wie "Fahr zur Hölle", "Du bist tot", muss der Demokrat Bart Stupak nun täglich hören, er genießt bereits Personenschutz. In Parteibüros wurden Scheiben eingeschlagen, in Privatwohnungen Gasleitungen gekappt. Besonnene US-Bürger warnen, dass der Weg vom Wortradikalismus zur offenen Gewalt ein kurzer ist.