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"Wirrwarr" an den Zapfsäulen

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Arbö ortet Tricks der Ölkonzerne. | Industrie beruft sich auf steigenden Preis für Rohöl. | Wien. Das nächste lange Wochenende naht - und der Dieselpreis erreicht ein neues Rekordhoch. Angesichts explodierender Treibstoffkosten werden jene, die die Tage um Fronleichnam für einen Kurzurlaub per PKW nutzen wollen, wohl wieder einmal besonders tief in die Tasche greifen müssen. Die Autofahrerklubs laufen Sturm.


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Erstmals koste ein Liter Diesel im Durchschnitt 1,36 Euro, erklärt Arbö-Sprecherin Lydia Ninz gegenüber der "Wiener Zeitung". Bei manchen Autobahn-Tankstellen gebe es sogar Spitzenpreise bis zu 1,469 Euro. Während Vertreter der Mineralölindustrie Preisveränderungen mit den schwankenden Notierungen am zentralen Handelsplatz für Diesel und Benzin in Rotterdam begründen, lässt Ninz dies nicht gelten: Bereits am Freitag seien in Rotterdam die Dieselpreise nämlich gesunken.

BWB-Prüfung läuft

Die Industrie halte sich nur an die Notierungen, wenn diese nach oben gehen, wirft sie den Ölfirmen vor. Preisänderungen nach unten würden langsamer umgesetzt als solche nach oben. Auf diese Weise seien zum Beispiel vergangene Weihnachten die Preise über mehrere Tage hoch gehalten worden. Laut Ninz hat sich der Arbö darüber auch schon bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) beschwert.

BWB-Sprecher Stefan Keznickl bestätigte am Montag, dass sich die Behörde mit dem Thema Spritpreise beschäftigt. Zu Ergebnissen einer laufenden Untersuchung wollte er sich nicht äußern. Allerdings präsentiert die BWB am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Nationalrats ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2007. Gerüchten zufolge könnte dabei auch diese Angelegenheit aufs Tapet kommen.

Während der ÖAMTC bereits vor kurzem darauf hingewiesen hat, dass Tankstellen mehrmals am Tag die Preise ändern, sieht Arbö-Sprecherin Ninz darüber hinausgehende Versuche der Industrie, den Autofahrern Preisvergleiche zu erschweren: "Das WirrwarrSpiel an den Zapfsäulen treibt seltsame Blüten", so Ninz. So gebe es nahe aneinander liegende Tankstellen des selben Betreibers mit komplett unterschiedlicher Preisgestaltung.

Christoph Capek vom Fachverband der Mineralölindustrie hält dagegen, dass es ein Zeichen für Wettbewerb sei, wenn sich Firmen rasch anpassen würden.

Die Spritpreise seien generell gestiegen, nicht nur in Österreich. Gerade vergangene Woche sei auch der Rohölpreis wieder nach oben geklettert. Dessen rasante Entwicklung hält die heimischen Haushalte in Atem. Im April lagen die Energiepreise um 12,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Heizöl verteuerte sich um 27,3 Prozent, Treibstoffe im Durchschnitt um 24,1 Prozent. Der Dieselpreis lag jedoch gleich um 30 Prozent über dem des Vorjahres.