Zunehmend wird von Unternehmen die Maker-Kultur als Ort für Innovationen entdeckt.
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Gebäck, Joghurt, Eiscreme, Bier, aber auch Ersatzteile für die Waschmaschine und das Auto, ein Home-Mediencenter und die im Haushalt benötigte Elektrizität. Das könnten Produkte aus der Maker-Wirtschaft werden, bereitgestellt von Frauen und Männern mit unterschiedlichsten beruflichen Qualifikationen und aus allen Altersschichten außerhalb der durch konventionelle Unternehmungen beschriebenen Wirtschaft.
Diese als Maker etikettierten Personen fühlen sich nicht mehr nur als kaufende Konsumentinnen, sondern zunehmend als produktive Konsumentinnen, benannt als Prosumer. Sie testen Maker-Alternativen zum Take-away-Kaffee aus dem Shop in der U-Bahnstation, zum Fahrrad-Zustelldienst für Pizzas, zu den Geräten aus den Elektronik-Märkten und zu den Lieferanten für Elektrizität.
Das Phänomen der Maker ist auf den ersten Blick eine Zeitreise in die Vergangenheit, als noch vor zwei Generationen beim Auftreten eines Bedarfs in einem Haushalt abgewogen wurde, ob die benötigten Produkte - vom Brot bis zum Möbel - selbst hergestellt oder gekauft werden sollen. Auf den zweiten Blick öffnen sich Perspektiven für einen Wirtschaftsstil, der im besten Sinn als disruptiv und zukunftsfähiger als viele derzeitige Wirtschaftsabläufe eingeschätzt werden kann.
Die Wurzeln dieses Wandels sind die neuen Werkzeuge, für die nicht immer mehr eine konventionelle Unternehmung notwendig ist. Ein Grund ist die zunehmende Verfügbarkeit von billigen, mächtigen und leicht zu bedienenden Werkzeugen und Bausteinen. Beispiele dafür reichen vom um 35 Euro erwerbbaren Mini-Computer, wie dem Raspberry Pi, bis zum 3D-Printer im lokalen FabLab, dem gemeinschaftlich organisierten Fabrication Laboratory. Kompetenz für dieses neue Making kann nicht früh genug starten.
Ein gelungenes Beispiel dafür ist das techLAB im Technischen Museum Wien, das für Kinder aller Altersgruppen offensteht. Dort können mit Technologien wie 3D-Druckern, Laser Cuttern oder Schneideplottern selbstgesteuert und im eigenen Tempo kleine Projekte aus Holz, Stoff, Karton oder mit Mikrocontrollern umgesetzt werden. Orte für dieses kreative Tun spannen sich vom Küchentisch bis zum Maker Space der offenen Werkstatt und dem FabLab.
Auch in Österreich sind diese Treffpunkte zum Gestalten, Tüfteln und Erfinden immer leichter zu finden. Die Maker-Wirtschaft lässt die Grenzen zwischen dem Arbeitsmarkt der in Unternehmen organisierten Wirtschaft und dem kreativen Machen verschwimmen. Namhafte Firmen beginnen mit den Maker-Strukturen zu kooperieren, beispielsweise indem sie die Software für die Produktion von Ersatzteilen im lokalen 3D-Printer zugänglich machen. Zunehmend wird von Unternehmen die Maker-Kultur als Ort für Innovationen entdeckt. Selbstbestimmtes Machen wird zumindest als Ergänzung zu den oft als wenig sinnstiftend empfundenen Arbeiten in der Mainstream-Wirtschaft empfunden.
Chris Anderson hat mit seinem Buch "Makers - The New Industrial Revolution" den Weg zu dieser neuen Wirtschaft des kreativen Machens mit einer provokativen Aussage geöffnet: "Making is fundamental to what it means to be human."
So eine Wirtschaft: Die Wirtschaftskolumne der "Wiener Zeitung". Vier Expertinnen und Experten schreiben jeden Freitag über das Abenteuer Wirtschaft.