Ab 45 wird es eng am Arbeitsmarkt. Arbeitnehmer werden gekündigt, weil sie angeblich zu teuer sind. Und wenn sie einen Job suchen, sind Arbeitgeber selten bereit, ältere Mitarbeiter aufzunehmen. Doch dieser Trend soll sich in den nächsten Jahren umkehren, so der Wunsch und die Prognose von ÖAAB und Arbeitsmarktservice. Die Begründung: Der Wirtschaft werden gut ausgebildete Fachkräfte fehlen, sie wird deshalb auf das Potential der Älteren zurückgreifen müssen, will sie nicht in ein Tief schlittern.
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Derzeit gibt es in Österreich 194.314 Arbeitslose, davon sind 62.938 über 45 Jahre. In Wien sind von 59.655 Arbeitslosen 23.630 im für den Arbeitsmarkt "kritischen Alter". Das ist ein Umstand mit dem sich AK-Vizepräsident Alfred Gajdosik (ÖAAB) nicht abfinden möchte: "Diese Arbeitsuchenden müssen wieder eine Beschäftigung finden."
Dazu sei aber auch Flexibilität von Seiten der Arbeitgeber gefragt. "Sie sollten die Ausbildung in den Betrieben fördern, auch wenn es keine staatlichen Förderungen dafür gibt." Natürlich müssen dabei auch die Arbeitnehmer mitmachen, denn in Zeiten in denen laufend neue und zusätzliche Qualifikationen gefordert sind, ist lebenslanges Lernen nicht bloß ein Schlagwort, sondern wird bald Arbeitsalltag, weiß der AK-Vize.
Sollte ein Unternehmen dennoch lieber auf die Mitarbeit eines älteren Arbeitnehmers verzichten, so sollten bereits in der Kündigungsfrist Schulungsmaßnahmen zu greifen beginnen, so der Vorschlag Gajdosiks. Finanzieren könnte sich die Schulungen aus einem Malustopf in den Arbeitgeber, die sich von ihren langgedienten Arbeitskräften trennen wollen, einzahlen. Bessere Unterstützung für Arbeitnehmer am beruflichen Scheideweg erwartet sich der ÖAAB in Form eines Startkapitals für Risikofreudige, die sich selbständig machen wollen. "Die Abfertigung könnte diesen Mitarbeitern steuerfrei und unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden", fordert Gajdosik. "Der Plan von Sozialminister Herbert Haupt, die Abfertigung höher zu besteuern, kommt für den ÖAAB nicht in Frage."
Gemeinsam mit dem AMS setzt der ÖAAB auf Aus- und Weiterbildung, aber auch auf die Zusammenarbeit mit privaten Jobvermittlern. Herbert Böhm, Vorstand des AMS freut sich, dass im Jahr 2000 wieder viele Arbeitslose über 45 einen Arbeitsplatz finden konnten. Schon jetzt hatte es demographische Gründe. "Die Firmen greifen wieder auf das Potential der älteren Arbeitnehmer zurück. Denn diese besitzen andere Kompetenzen und Leistungsfähigkeit als die jüngeren Kollegen."
Das AMS investiert speziell die Schulung von älteren mehr als eine Milliarde Schilling. Als gute Alternative zur sofortigen Kündigung bezeichnet Böhm das Altersteilzeitgeld. "Leider wird es noch von zu wenigen Firmen in Anspruch genommen." Nur 1.189 Personen nahmen diese geförderte Möglichkeit der Arbeitszeitreduktion in Anspruch. Böhm betont, dass dieses "gute Produkt noch viel besser vermarktet werden muß". Auch Gajdosik vermutet, dass noch viel zuwenig Unternehmer wissen, dass 25 Prozent der Lohnkosten für ältere Teilzeitkräfte vom AMS finanziert werden.