Mit der Wirtschaft geht es im nächsten Jahr wieder leicht bergauf. Davon geht die Wirtschaftskammer (WKÖ) aufgrund des von ihr erstellten Konjunkturbaromters aus, für das rund 2.000 Betriebe befragt wurden. Die Auftragsbücher der Unternehmen füllen sich wieder und damit breitet sich Optimismus aus. Doch die Aufschwungseuphorie sei noch labil, warnt Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl.
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"Die Betriebe erwarten für 2005 eine gute Wirtschaftsentwicklung." Leitl rechnet daher mit einem Wachstum zwischen 2 und 2,5%.
Die Unternehmen haben laut Umfrage wieder Vertrauen in die Konjunktur. Sie sind damit wieder bereit zu investieren und neue Arbeitnehmer aufzunehmen. Als neuerliche Bremser könnten sich allfällige Wirtschaftsschocks erweisen. Weitere Risiken drohen in Form von Kostendruck, einem Nachlassen des globalen Wirtschaftwachstums und dem ungebremsten Anstieg des Ölpreises.
Der "flotte Gaul", der laut Leitl die Konjunktur zieht, ist der Export: "Er hat in den letzten Monaten um 11% zugelegt und ist damit auch für eine Menge von Inlandsinvestitionen verantwortlich."
Das Wifo (Wirtschaftsforschungsinstitut) erwartet auch im nächsten Jahr eine Zunahme der Exporte. Die Unternehmen seien für die nächsten Monate zuversichtlich und das deute auf eine Belebung der Investitionen hin. Als dämpfende Faktoren gelten der starke Euro und die hohen Energiepreise.
Auch in der Sachgüterproduktion birgt laut Wifo ein kräftiges Wachstumspotenzial. Indikator dafür seien die Produktionsdaten. Vor allem die Aufträge aus Südosteuropa, den neuen EU-Mitgliedern und den USA deuteten auf bessere Zeiten hin. Die Unternehmen würden schon reagieren und kaum mehr Mitarbeiter entlassen.
Gestiegen ist die Zahl der Beschäftigten im Handel und zwar um 1,3% oder 6.500 Stellen. Die meisten davon sind allerdings nur Teilzeitjobs.
Trotz positiver Entwicklung konstatiert das Wifo keinen Rückgang der Arbeitslosigkeit - beim AMS waren zuletzt 243.400 Personen gemeldet. Zurückzuführen sei dies auf eine markante Zunahme ausländischer Arbeitskräfte.
Arbeitszeitgesetz ändern
Leitl ist mit der geltenden Arbeitszeitregelung unzufrieden. Doch beim Verhandlungspartner ÖGB stösst das neue WKÖ-Arbeitszeitmodell auf vehemente Ablehnung.
Die tägliche Normalarbeitszeit soll von 8 auf 10 Stunden, die maximale Arbeitszeit von 10 auf 12 Stunden angehoben werden. Die Arbeitswoche bliebe allerdings bei 40 Stunden. Die Änderung hätte eine Kürzung der Überstundenzuschläge zur Folge, da diese dann erst ab der 11. und nicht wie bisher ab der 9. Stunde anfallen.
Dieser Kürzung des Entgelts können die Arbeitnehmervertreter nicht zustimmen. Doch Leitl geht davon aus, dass sein Modell umgesetzt wird. Sollten sich die Sozialpartner nicht einigen können, plant die WKÖ nämlich das Arbeitszeitgesetz notfalls auch im Alleingang zu formulieren. Am Entwurf wird bereits gearbeitet, ließ Leitl wissen, dieser soll als Initiativantrag Anfang nächsten Jahres ins Parlament kommen. n