Industrie von Ergebnis enttäuscht. | Institute mit unterschiedlichen Einschätzungen. | Wien/Berlin. Die deutsche Wirtschaft schwächelt und die Erwartungen an die neue Regierung - wie auch immer sie schließlich aussehen wird - sind hoch: Rasche und mutige Reformschritte (beispielsweise in Steuerfragen) könnten das Investitionsklima in Deutschland deutlich verbessern und das Land aus der Stagnation führen, meinen Wirtschaftsexperten. Deutschland könnte damit auch andere EU-Länder mitreißen, so die Hoffnung in Europa.
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Speziell Österreich ist von der Entwicklung seines größten Handelspartners Deutschland abhängig. "Die seit Jahren offenen Reformen in Deutschland haben uns in Österreich sehr stark beeinflusst", bestätigt Bernhard Felderer, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Frage der Dynamik
Den Glauben an große Reformen hatten viele an eine CDU/CSU/FDP-Regierung geknüpft. Die jetzt offenen Koalitionsmöglichkeiten werden "nicht sehr reformfreudig sein", befürchtet Felderer. Eine Ampelkoalition würde nur auf einen kleinen gemeinsamen Nenner kommen und in einer großen Koalition würde die SPD große Reformen in der Wirtschaftspolitik bremsen. "Aus Sicht der Industrie und Wirtschaft sind wir bitter enttäuscht", erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, nach Bekanntgabe der Hochrechnungen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hingegen ist der Auffassung, der Ausgang der Bundestagswahlen werde die deutsche Konjunktur im nächsten Jahr kaum beeinflussen. Und laut Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), würde es Deutschland auch nach einem Regierungswechsel nicht besser gehen. Jedenfalls nicht sofort. Keine der Parteien könne in ihrem Regierungsprogramm das erforderliche Bündel an notwendigen Maßnahmen vorweisen. Dennoch würde auch das HWWI unter schwarz-gelber Führung das wirtschaftsfreundlich Klima erwarten. In einer Koalition mit der SPD fehle womöglich die nötige Dynamik, um Reformen durchzuziehen, argumentieren die Experten des Instituts.
In den zuletzt veröffentlichten Konjunkturprognosen haben die Institute ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland zurückgeschraubt: Das IfW rechnet heuer mit 0,7 und 2006 mit 1,1 Prozent Wachstum. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erwartet 2005 einer Steigerung des Bruttoinlandprodukts von 0,9 Prozent und nächstes Jahr von 1,5 Prozent.
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