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Wirtschaft sammelt für Zwangsarbeiter

Von Brigitte Pechar

Politik

In einer Solidaraktion der gesamten österreichischen Wirtschaft will die von der Industriellenvereinigung (IV) und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) jetzt gegründete Arbeitsgemeinschaft "Plattform humanitäre Aktion" 3 Mrd. Schilling für den "Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit" zur Entschädigung von Zwangsarbeitern in Österreich während der NS-Zeit aufbringen.


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Ziel dieser Plattform ist es, die Hälfte der von der Regierungsbeauftragten Maria Schaumayer genannten 6 Mrd. Schilling für die Entschädigung von 150.000 Zwangsarbeitern zu sammeln, bestätigte der Obmann-Stv. der Arbeitsgemeinschaft, Christoph Kainz, gestern der "Wiener Zeitung". Zum Mitmachen sind alle heimischen Unternehmen - Industrie, gewerbliche Wirtschaft und nach Abklärung mit Minister Molterer eventuell auch die Landwirtschaft - aufgerufen. Oberstes Ziel ist ein dauerhafter Rechtsfriede. Dieser sei nur dann gewährleistet, wenn das Ausland den Eindruck habe, dass die österreichische Wirtschaft eine Gemeinschaftsaktion vollzieht. Daher sollten nicht nur Betriebe, die nachweislich Zwangsarbeiter beschäftigt hatten, in den Topf der Plattform einzahlen, sagte Kainz. Laut Auskünften der Historikerkommission hatten während der NS-Zeit fast alle größeren Betriebe Zwangsarbeiter beschäftigt.

Die Zeit drängt. Denn Schaumayer will noch heuer mit der Auszahlung beginnen. Bis Ende Juni sollten die Betriebe jedenfalls wissen, aus welchem Titel sie die Beiträge leisten, da für Entschädigungszahlungen ja keine Rücklagen gebildet wurden. Mit dem Finanzminister sei bereits akkordiert, dass diese Zahlungen als Betriebsausgaben zu bewerten sind, bestätigte Kainz. Welches Unternehmen wieviel zahlt, solle "in der gemeinsamen Erkenntnis reifen". Ob die Zahlungen der Post AG und der Telekom dem Bund oder der Wirtschaft zugerechnet werden, ist noch unklar.