Großer Ansturm beim Wirtschaftsforum Österreich-Iran. Hoffen auf lukrative Geschäfte.
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Wien. Kein iranischer Präsident, dafür aber dutzende interessierte österreichische und iranische Geschäftstreibende drängten sich am Donnerstag in die Wirtschaftskammer, um am Wirtschaftsforum Österreich-Iran teilzunehmen. Der Veranstaltung, die nach der plötzlichen Absage des iranischen Staatschefs Hassan Rohani nur in abgespeckter Form stattfand, mangelte es aber nicht nur an politischen Schlüsselfiguren. Auch die für Donnerstag geplanten Vertragsunterzeichnungen zwischen Österreich und dem Iran wurden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Ein Schlüsselabkommen wurde aber unterfertigt: "Wir haben am Mittwoch ein Memorandum of Understanding (MoU) im Umweltministerium unterfertigt. Dabei haben der stellvertretende iranische Umweltminister und die Raiffeisenbank International (RBI) im Beisein des österreichischen Umweltministers Andrä Rupprechter ein Agreement geschlossen", erklärte ein iranischer Diplomat gegenüber der "Wiener Zeitung".
Mitterlehner will Zusammenarbeit vertiefen
Rupprechter, der erst Anfang März mit einer Wirtschaftsdelegation im Iran war, zeigte sich zufrieden und sieht sich als Türöffner für die Wirtschaft. "Es freut mich, dass mein Besuch im Iran bereits jetzt zu konkreten Ergebnissen geführt hat. Ich begrüße das Engagement der RBI für Umweltprojekte im Zukunftsmarkt Iran", so der Minister im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die RBI bestätigte das Abkommen, zeigte sich aber vorsichtig. Peter Lennkh, Firmenkundenvorstand der RBI, betonte, dass die RBI weiterhin alle erforderlichen Schritte zur Einhaltung aller verbleibenden Sanktionen gegen den Iran unternehmen werde. Es würden daher auch nur jene Projekte unterstützt, die nicht von den verbleibenden Sanktionen betroffen seien.
Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner bleibt trotz der Absage des Rohani-Besuchs optimistisch. "Wir wollen die Kooperation mit dem Iran weiter vertiefen. Engere Handelsbeziehungen wirken vertrauensbildend und unterstützen politische Fortschritte", so Mitterlehner gegenüber der "Wiener Zeitung". Daher habe das Wirtschaftsministerium eine "Road Map" (siehe Kasten) über die wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Iran ausverhandelt. Damit diese Road Map möglichst rasch in Kraft treten kann, soll diese Vereinbarung jetzt auf diplomatischem Wege unterzeichnet werden.
Im Konkreten heißt das, dass die beiden Minister, in diesem Fall Mitterlehner und der iranische Handelsminister Mohammadreza Nematzadeh, dies über den Weg der Botschaften erledigen. "Unser Ziel ist es, das bilaterale Handelsvolumen zu verdoppeln und den österreichischen Unternehmen den Weg in den iranischen Markt zu erleichtern. Davon profitieren alle beteiligten Partner", ergänzte der Vizekanzler. Auch aus dem Gesundheitsministerium hieß es auf Anfrage, dass die Unterzeichnung der geplanten Abkommen im Gesundheitsbereich "ehestmöglich" nachgeholt werden soll.
Beim Wirtschaftsforum fehlte nicht nur Präsident Rohani, sondern auch Außenminister Mohammad Javad Zarif und Handelsminister Nematzadeh. Anwesend waren hingegen neben Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und dem Präsidenten der iranischen Handelskammer, Mohsen Jalalour, auch der Leiter der Außenwirtschaft Austria, Walter Koren, und Farhad Sharif, der stellvertretende internationale Handelsvertreter Irans. Österreich wurde durch den österreichischen Botschafter in Teheran, Fritz Stift, vertreten.
OMV zeigt sich an neuen Projekten interessiert
Am Nachmittag gab es dann bilaterale Gespräche zwischen österreichischen und iranischen Firmenvertretern. Allen voran sind große Unternehmen wie Austrian Airlines, OMV, Andritz und Raiffeisen an einer Intensivierung ihrer Geschäftsbeziehungen zum Iran interessiert. Die OMV gab an, dass sie nach dem Wegfall der Iran-Sanktionen sehr interessiert sei an neuen Projekten mit dem Iran. Der Dialog würde laufend intensiviert. Ohnehin habe man die ganze Zeit eine Dependance in Teheran gehabt.
Das bilaterale Handelsvolumen zwischen Österreich und dem Iran betrug zuletzt rund 300 Millionen Euro und soll bis 2020 die Euro-Milliardengrenze überschreiten.
(af) Die genannte "Economic Relations Road Map 2016-2020" zielt auf eine Intensivierung und Erweiterung der wirtschaftlichen Beziehungen ab. Es wird eine Reihe von Schwerpunkten gesetzt, in denen die Marktchancen für Unternehmen beider Staaten besonders groß eingeschätzt werden (Energie- und Umwelttechnologien, Energiesektor, Infrastruktur, Informationstechnologie, Tourismus, Gesundheitswesen etc.). Vorerst sollen dazu sechs Arbeitsgruppen eingerichtet werden: Effiziente Technologien und Bergbau; Handel, Drittmärkte und KMU; Energie; Infrastruktur und Transport; Tourismus; Bildung, Forschung und akademische Zusammenarbeit. Außerdem ist eine Tourismuskooperation geplant.
Ausbau der Achse ÖSterreich-Iran