Dynamik in Handelsbeziehungen mit der Türkei. | Wirtschaft wächst rasant. | Ankara/Wien. Für die Wirtschaft ist klar: Ein Beitritt der Türkei zur Europäischen Union bringt Vorteile. Als attraktiver Markt gilt das Land schon jetzt, zudem könnte dessen Lage nahe der energiereichsten Region der Welt die Versorgung der EU mit Öl und Gas verbessern. Von einem Wirtschaftswachstum wie in der Türkei sind die Mitgliedsstaaten der Union weit entfernt: Im Vorjahr betrug der Zuwachs knapp zehn Prozent. Die Inflation lag erstmals seit langem nicht mehr im zweistelligen Bereich. Das Budgetdefizit betrug allerdings 7,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
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"Derzeit läuft es für die türkische Wirtschaft sehr gut", befindet Josef Pöschl vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche. Es habe wichtige Reformen im Bankensektor gegeben, der Wertverfall der türkischen Währung habe sich stark verringert.
Davon profitieren auch die Handelspartner der Türkei, deren Außenhandelsvolumen so groß ist wie aller Mittelmeer-Anrainerstaaten - ohne EU-Länder - zusammen. Im Vorjahr verzeichnete Ankara Exporte in Höhe von 63 Mrd. Dollar und Importe in Höhe von 97 Mrd. Dollar, rund 60 Prozent davon kommen aus der oder gehen in die EU. Bereits jetzt ist Deutschland wichtigster Handelspartner.
Österreich kommt zwar erst an 21. Stelle. Doch in den letzten zehn Jahren hat sich das Handelsvolumen mit der Türkei versiebenfacht. "Es ist eine konstante Aufwärtsbewegung", sagt Richard Bandera, Handelsdelegierter der Wirtschaftskammer Österreich in Ankara. Die Exporte aus Österreich legen zu, im Vorjahr machten sie 800 Mio. Euro aus. Das Land "war traditionell ein Maschinenlieferant und Anlagenbauer - die Türkei galt als wichtigster Markt für Kraftwerke", erklärt Bandera. Nun gebe es auch im Konsumgüterbereich Bewegung.
Milliarden-Kredite
Vertrauen in die türkische Wirtschaft setzt der Internationale Währungsfonds, dem Ankara bis 2007 Kredite in Höhe von 19 Mrd. Dollar zurückzahlen muss. Mittlerweile wurde ein neuer Kredit über zehn Mrd. Dollar gewährt.
Ob sich in den kommenden Jahren auch der Lebensstandard der Bevölkerung heben wird, ist allerdings noch offen. Die Arbeitslosigkeit ist leicht rückläufig, dennoch werden für heuer knapp 10 Prozent prognostiziert. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt lediglich ein Drittel des EU-Schnitts. Selbst die ärmsten neuen EU-Mitglieder, Polen, Lettland und Litauen, brachten es bei ihrem Beitritt auf 40 Prozent.