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"Wirtschaftsmotor" und Säckelwart zugleich

Von Alexandra Grass

Politik

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Seit dem Nationalratswahlkampf 2002/2003 ist Christoph Matznetter (44) auch der breiteren Öffentlichkeit ein Begriff. Zuvor hat er eher im Verborgenen den Sanierungsweg der Parteikasse eingeleitet und der SPÖ finanziell auf die Beine geholfen. Sein ambitioniertes Tun hat ihm den Weg in Parteivorstand und -präsidium geebnet. "Wenn man Mitglied eines Organs ist, ist man entsprechend frech und vorlaut", was meist die Drohung ergibt: "Dann mach's doch selber." Seit der Wahl tut er dies auch in der Funktion des Finanzsprechers.

Matznetter stammt aus bürgerlichem Haus, das drei "linke" Kinder hervorbrachte - er ist das jüngste. Die Schulbank drückte er im Lycée Francais Wien, die Matura folgte im Gymnasium Amerlingstraße. 1983 hat er das Studium der Politikwissenschaft abgeschlossen.

Dass er sich immer schon für andere eingesetzt hat, brachte ihm die Funktionen Klassen-, Schul- und Landesschulsprecher ein. Zu dieser Zeit hat er auch Kontakt mit der Sozialistischen Jugend geknüpft und die Vorgängerorganisation der Aktion kritischer SchülerInnen (AKS) - das Sozialistische Schülerzentrum (SSZ) - "fast hauptamtlich" aufgebaut. Es folgte die Funktion des Bundesschülerreferenten.

Doch die Gefahr, als "Berufsjugendlicher" zu enden, war abschreckend und so hat sich Matznetter in beruflicher Hinsicht auf Entdeckungsreise begeben. "Wenn es einen Mehrwert von Karl Marx gibt, dann muss man diesen im Rechnungswesen finden" - Mit dieser Frage im Hinterkopf hat er mit 20 die Laufbahn des Steuerberaters angetreten. Und mit 26 war er "plötzlich selber kapitalistisch" und hat mit einer eigenen kleinen Kanzlei die Verantwortung für Angestellte, deren Familien und das Abstottern der Raten übernommen. Die Auseinandersetzung mit der Tatsache, "dass die Leute immer ums Geld streiten", prägt und so hat er mit Wehmut nach einer größeren Mandantenschaft Ausschau gehalten.

Der Drang, in die Politik zurückzukehren, ließ ihn in den 90er Jahren als Experte für die SPÖ tätig werden. Erst 1999/2000, als Andreas Rudas zu Magna abgesprungen war und sich in der Partei enorme Finanzprobleme offenbart hatten, hat er eben die Funktion des Bundesparteikassiers angetreten.

"Geld alleine für sich hat keinen Wert", doch ist das Budget "in Wirklichkeit das nackte Skelett der Politik". Seine Zahlenliebe tritt zutage, wenn es darum geht, aufzuzeigen, ob Politik falsch oder richtig läuft. Das Amt des Finanzministers würde ihm "Spaß machen". Auch kann er mit vielen Ideen aufwarten, doch: "Manches davon ist auch Mist." Es gilt, die Vorstellungen durch das "Sieb der Entscheidungsfindung" rinnen zu lassen.

Seine Freizeit versucht Matznetter eisern zu verteidigen - mit wechselhaftem Erfolg. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter im Alter von 9 Monaten bis 12 Jahren.