Am Erdgipfel von Rio 1992 wurde neben dem Klimaschutzpapier auch eine Konvention zur Biodiversität aufgesetzt. Diese ist bereits von über 180 Staaten unterzeichnet und beinhaltet neben diverser anderer Bestimmungen und Vorschläge auch ein Kapitel zu traditionellem indigenem Wissen. Dieses soll beim Schutz der Artenvielfalt zur Anwendung kommen. Über die Umsetzung des Artikels 8j zu indigenem Wissen wurde seitdem in bisher sechs Staatenkonferenzen diskutiert.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Forscher haben herausgefunden, dass die meisten nicht zerstörten Lebensräume der Erde auf Gebieten liegen, die im Besitz von indigenen Völkern liegen - und sich so auf 10 Prozent der Erdoberfläche belaufen. Diese Statistiken legte am Dienstag Abend René Kuppe von der juridischen Fakultät der Universität Wien bei einem Vortrag vor.
Chief Arthur Manuel, vom Neskonlith Stamm der Shuswap Indianer in Britisch Kolumbien, Kanada, betonte, dass es für sein Volk von großer Bedeutung sei, die Natur zu schützen. "Wenn wir unsere Gebete beendet haben beten wir für unsere Verwandten - damit sind die Tiere und die Umwelt gemeint." Wissen sei in indigenen Gesellschaften etwas, mit dem eine Verantwortung verbunden sei, führte auch Kuppe aus. Vor der Anwendung von Wissen, müsse geprüft werden, ob daraus Schaden entstehen könnte.
Schon seit langem - wie die "Wiener Zeitung" immer wieder berichtet - kämpfen die Shuswap gegen den Ausbau und Bau von Skigebieten auf ihrem Gebiet. "Wir sind nicht gegen den Fortschritt, wir versuchen ihn mit unserem Wissen zu kombinieren, aber stellen sie sich vor auf jedem Berg in Österreich ist eine Skipiste und eine große Hotelanlage", veranschaulichte Manuel. Für die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver sollen nämlich etliche neue Sportstätten entstehen - in einem Gebiet wo Grizzlybären und andere gefährdete Tierarten leben.
In der sechsten Staatenkonferenz letzte Woche in Den Haag sei ein Zusatz zum Artikel 8j ausgearbeitet worden, der in die richtige Richtung ziele, so Manuel. Darin wird die Zustimmung von indigenen zu Bauvorhaben "wo es die nationale Gesetzgebung vorsieht" festgeschrieben wird. Kanada habe diesen Zusatz streichen wollen, berichtet Manuel, aber der Druck der indigenen, die in der Staatenkonferenz zwar kein Stimmrecht, aber Mitspracherecht haben, habe das verhindert. Laut Manuel auch Dank der prominenten Unterstützung von Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú, durch die EU und auch gestützt durch den Entschließungsantrag zu indigenem Wissen, den das österreichischen Parlament vor einiger Zeit verabschiedet hat.
Traditionelles Wissen von indigenen Völkern und damit sind nicht alteingefahrene Traditionen sondern der Umgang mit der Natur und mit Erkenntnissen gemeint, könne helfen, die Biodiversität zu schützen. Das ist die Idee hinter Artikel 8j der Biodiversitätskonvention. Die Umsetzung der Idee kann aber noch dauern.