Am 23. Juli wurde bekannt, dass Gerhard Klein, Leiter der Abteilung Religion im ORF-Fernsehen, mit 9. August auch die Leitung der Abteilung Wissenschaft übernimmt. Nun, mehr als einen Monat später, zeigen sich plötzlich einige heimische Wissenschafter "bestürzt". Helga Nowotny, Präsidentin des European Research Council, ortet eine Nachricht "aus dem medialen Imperium Berlusconis", Sprachforscherin Ruth Wodak fragt sich, "ob Wissenschaft nun zu einer Glaubensfrage wird" und das eine "intelligent decision" ist.
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Es ist sicher nicht optimal, wenn eine Person zwei unterschiedliche Bereiche leiten muss - seien es Politik und Wirtschaft, Kultur und Sport oder eben Religion und Wissenschaft. Aber mutiert nun Wissenschaft im ORF zum Religionsanhängsel, dominiert statt Evolution Kreationismus, statt Physik Metaphysik die Sendungen? Diese Gefahr kann nur jemand sehen, der das Rundfunkgesetz nicht kennt und die Abteilung Religion verdächtigt, als Fünfte Kolonne der Religionsgemeinschaften im Fernsehen zu agieren, der also deren Sendungen nicht wahrnimmt.
Gerade Gerhard Klein sollte die nötige Sensibilität besitzen, um derartigen Verdächtigungen rasch den Boden zu entziehen. Denn die Produktionen seiner bisherigen Abteilung sind oft Musterbeispiele jener kritischen und unabhängigen Berichterstattung, zu der der ORF verpflichtet ist.
Siehe auch:Wird Wissenschaft im ORF nun zur Glaubensfrage?