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"Wissenschaft braucht Freiheit"

Von Heiner Boberski

Wissen

Feierliche Sitzung der Akademie der Wissenschaften. | Gabe von Minister Hahn: Fünf Novartis-Forscher für Cemm. | Wien. Anerkennung für den Reformkurs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) brachten bei deren alljährlicher Feierlichen Sitzung Bundespräsident Heinz Fischer und Wissenschaftsminister Johannes Hahn zum Ausdruck. Fischer wies in seinem Grußwort auf die strafferen Strukturen, die Einführung einer Jungen Kurie, auf verstärkte internationale Kontakte und Qualitätskontrolle hin. Es stünde aber einem solchen "Leuchtturm der Wissenschaft" gut an, so der Bundespräsident, noch den Anteil der Frauen zu erhöhen: "Spitzenforschung kann keine Männerdomäne sein."


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Fischer erinnerte an das Jahr 1938, als die Wissenschaft in Österreich ihre Freiheit verlor und damit keine echte Wissenschaft mehr war. Heute sieht er, angesichts der Vorbehalte vieler Österreicher gegenüber dem Zusammenwachsen Europas, eine Aufgabe der Wissenschaft darin, "irrationalen Befürchtungen entgegenzutreten", denn der Vertrag von Lissabon sei ein "vernünftiger Kompromiss".

Auch Minister Hahn hob den möglichen Beitrag von Wissenschaft zu Frieden, Toleranz und "einem gegenseitigen Verständnis, nicht einem Clash von Kulturen" hervor. Als "Geschenk" für die ÖAW verkündete er, dass nun der Neubau des Centrums für Molekulare Medizin (Cemm) in Wien realisiert werde. Die Schließung der Novartis-Labors bedeute für Wien nicht den befürchteten Kompetenzverlust - es konnten fünf Novartis-Forscher für das Cemm gewonnen werden.

Viel Applaus für Burger

Als Voraussetzungen für Spitzenforschung ortete ÖAW-Präsident Peter Schuster in seinem Vortrag, dass man den besten Köpfen ein gutes Umfeld für ihre Arbeit biete. Wichtig seien heute Dialog und Interdisziplinarität. "Bibliometrie", das Zählen von Publikationen und Zitierungen, könne ein Maßstab für den Erfolg von Forschung sein, aber auch das Urteil von wissenschaftlichen Beiräten, wie sie nun an allen ÖAW-Instituten üblich seien.

Viel Applaus erntete der Philosoph Rudolf Burger für seinen Festvortrag "Ästhetik - die unmögliche Disziplin". Skeptisch wies er darauf hin, es gebe hunderte mit fundamentalistischem Eifer vertretene Manifeste darüber, was wirklich ästhetisch sei, und schloss: "Die Wirkung des Schönen besteht gerade darin, dass es einen stumm macht."