Infokampagne zu Stromsparen und Anbieterwechsel. | E-Control: Kostenvorteile nutzen. | Wien. Nein, mit den Energiepreisen ist Christoph Leitl nicht zufrieden: "Das ist keine Marktwirtschaft - das ist Monopolkapitalismus", urteilt Österreichs Wirtschaftskammerpräsident über die Branche. "Man richtet sichs, verschleiert Transparenz", sagte er am Donnerstag vor Journalisten.
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Wirtschaftskammer und Energie-Control, die die Liberalisierung des österreichischen Strom- und Gasmarkts überwacht, starten deshalb im Jänner mit einer Kampagne: Bis zum Sommer soll eine Expertengruppe von Bundesland zu Bundesland tingeln, Gewerbetreibende sollen dabei über Kosten, Energiesparen und Wahlmöglichkeiten beim Stromlieferanten informiert werden. "Die Strompreise fahren mit einer affenartigen Geschwindigkeit nach oben - und die Gewinne der Energieversorgungsunternehmen explodieren", sagte Leitl. "Wissen Sie, das ist Raubrittertum."
"Versorgung unsicher"
Die von Leitl als "Raubritter" bezeichneten Anbieter haben in der zweiten Jahreshälfte Preiserhöhungen angekündigt und teilweise bereits durchgeführt: Mit 1. September hoben etwa die Kärntner Kelag, die Linz AG sowie "Unsere Wasserkraft" - Tochter der steirischen EStAG - ihre Preise, ein Monat später folgte unter anderem die Vorarlberger Erdgas GmbH. Der Verbund, seit Mitte vergangenen Jahres wieder im Endkundengeschäft tätig, wird mit 1. Jänner 2007 den Strompreis erhöhen, ebenso die Wien Energie. Die Unternehmen begründen dies mit gestiegenen Öl- und Einkaufspreisen an den Strombörsen.
Wer Erhöhungen nicht in Kauf nehmen wolle, dem werde damit "gedroht", dass die Versorgung bei einem Anbieterwechsel nicht gesichert sei, kritisiert Leitl die Werbelinien mancher Anbieter. "Kostenvorteile, die durch einen Lieferantenwechsel möglich wären, werden nicht so genutzt, wie man es von mündigen, wirtschaftlich denkenden Konsumenten und Unternehmen erwarten würde", sagt Walter Boltz, Geschäftsführer der E-Control.
Und auch wenn trotz der Anhebungen die Energiepreise im Zehn-Jahres-Vergleich relativ stabil seien - der Anteil an den Haushaltsausgaben sei in den 1980-ern wesentlich höher gewesen als heute -, gespart werden könnte laut Boltz auf jeden Fall: Österreichs Stromkunden könnten durch einen Wechsel insgesamt 400 Mio. Euro pro Jahr weniger zahlen.
Ein stärkerer Wettbewerb - also niedrigere Preise - und dennoch Stromsparen schließen einander übrigens nicht aus: Lenkungseffekte könnten durch variierende Tarife erreicht werden, meint Kurt Kratena, Energieexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts. Zu Spitzenzeiten wie im Sommer, wenn Klimaanlagen Tag und Nacht laufen, könnte Energie teurer sein.